Schreibkick 2: Heiße Begegnungen

Diesen Monat gehts bei ums Thema Hitze und hier ist meine Geschichte dazu.

Heiße Begegnungen

Es war 29 Grad und es sollte noch heißer werden. Solche heißen Tage waren nicht so meins. Meine Schwester liebte sie. Sie lebte dafür. Sie zerrte mich immer nach draußen in die Wüste an ihrem Lieblingsplatz im Schatten. Dort dachten wir uns entweder Geschichten aus oder lasen Bücher oder lachten zusammen.
Gerade waren es eher die Geschichten, die Susann reizte. Geschichten über Hitze und Fabelwesen. Sie hatte sehr viel Fanatasie.
„Okay, Lena“, begann sie dann immer. „Heute sind wir zwei Drachen, die über den Himmel fliegen und das ganze Land betrachten können. Wir sind gefährlich und willkürlich, aber wir können uns in Menschen verwandeln. Drachen passen doch super zur Hitze.“
„Und was machen diese Drachen?“, erkundigte ich mich bei ihr?
„Wir fliegen durch die Lüfte und wenn wir uns in der Nacht in Menschen verwandeln lernen wir unsere große Liebe kennen“, schwärmte Susann sofort drauf los.
Natürlich sie lernten ihre große Liebe kennen. Was auch sonst? Das ging ja gar nicht anders bei Susann.
„Und wie lernen sie ihre große Liebe kennen?“, fragte ich weiter. Dabei kannte ich die Antwort eigentlich schon.
„Du meine Liebe, kriegst einen ganz heißen Drachen ab und ich den eher ruhigeren nachdenklichen Typen, der nichts von Drachen weiß“, überlgete sie weiter.
Ich lachte. „Und wie heißt mein Angebeter?“
„Ron“, fiel ihr als erstes ein.
„Enrsthaft? So wie Harry Potters bester Freund?“, fragte ich entgeistert.
Susann stöhnte nur. „Hör doch mal auf alles mit Harry Potter zu vergleichen. Dieser Ron kennt Harry Potter überhaupt nicht, okay? Er ist da total unparteiisch. Er ist einfach nur heiß und heißt Ron.“
„Na, was für ein Glück“, meinte ich. „Und wie heißt dein Angebeteter?“
„Arno“, sagte sie lachend.
„Oh, mein Gott. Der Arme. Ich möchte nicht Arno heißen.“ Kopfschüttelnd sah ich meine Schwester an.
„Also Ron und Arno sind unsere Herzensmänner und wir verlieben uns in sie“, erzählte Susann weiter.
„Na, so ein Glück für uns“, meinte ich sarkastisch. „Und der arme Arno hat trotz seines Namens eine Freundin gefunden. Wie geht die Geschichte weiter?“
„Wir Drachen dürfen nur in Hitze sein. Sonst erfrieren wir. Wir dürfen nur in heißen Regionen bleiben. Das ist echt hart, weil wir gerne mal den Winter erleben würden. Wir haben schon so viel davon gehört.“
„Also gehen wir raus in die weite Welt und suchen den Schnee“, riet ich einfach. Ich kannte ja Susanns Geschichten langsam.
„Genau. Aber den Drachen bekam der Schnee natürlich überhaupt nicht. Würden Ron und Arno uns nicht retten wären wir verloren gewesen.“ Susann strahlte über das Ende ihrer Geschichte und war vollauf zufrieden damit.
„Oh, da kommt er übrigens gerade“, strahlte Susann und ich ahnte Böses.
„Und wer soll mein Ron sein?“, fragte ich verwirrt. Hier kam nie jemand her. Also der drehte ich mich um und der Mund blieb mir offen stehen. Es war so verdammt heiß. Ich drehte meinen Kopf ganz schnell wieder weg und fragte Susann: „Ist das dein Ernst? Lik Rieder?“
„Wieso nicht?“, fragte Susann nur schulterzuckend.
„Weil Lik Rieder ein Idiot ist, der nach seltsamen Käfern sucht“, erklärte ich und beobachtete wie Lik auf mich zu kam.
„Aber Lik ist ein sehr süßer Idiot und ein sehr kluger Kopf“, verteidigte meine Schwester ihn.
Ich stöhnte nur. Lik gesellte sich zu uns und grinste uns an. Der Schweiß lief ihm am Körper hinab.
„Hey, Mädels“, begrüßte er uns lässig. „Wie gehts.“ In einem hatte Susann jedenfalls Recht. Er sah gut aus. Zu gut.
„Hey Lik! Wie gehts?“ Susann lächelte ihn super freundlich an.
„Ganz gut und selbst?“, fragte er grinsend.
„Auch? Willst du dich zu uns setzten?“ Sie deutete auf den freien Platz neben ihr.
„Ich will nicht stören“, sagte er nur.
„Tust du nicht“, sagte Susann nur und ich warf ihr einen bösen Blick zu.
„Dann gerne“, sagte er.
„Glaubst du an Drachen, Lik?“, fragte ich ihn geradeheraus.
„Drachen?“, fragte er nur verwirrt und sah von mir zu Susann.
„Wir sprachen gerade über Drachen. Durch die Hitze kamen wir auf das Thema“, erklärte Susann ihm.
Überraschender Weise sagte er: „Ja, ich glaube an Drachen.“
„Du weißt aber schon, dass die seit Ewigkeiten ausgestorben sind?“, fragte ich ihn abfällig.
„Wer sagt das?“, konterte er. „Hast du Beweise?“
„Hast du Beweise?“, fragte ich.
Und dann stand er auf und lief durch die Wüste. Im Lauf verwandelte er sich vor unseren Augen in einen Drachen. Damit hätte ich nun gar nicht gerechnet. Mein erster Impuls sagte mir, wir sollten weglaufen, aber er näherte sich uns ganz langsam und vorsichtig. Dann stupste er mich mit der Nase an und ich streichelte vorsichtig über seine Schuppen. Er fühlte sich so echt und wirklich an.
„Wow“, hauchte Susann nur ehrfürchtig.
Dann verwandelte er sich wieder zurück und kam wieder zu uns. Allerdings nackt. Schnell kam er zu seinem Rucksack und suchte Wechselkleidung raus. Ich versuchte ihn nicht anzustarren.
Als er sich wieder angezogen hatte setzte er sich wieder zu uns und wir starrten ihn beide nur an. Er triumphierte: „Na, immer noch so überzeugt, dass es keine Drachen gibt?“
„Und das zeigst du uns einfach so? Ist das nicht geheim oder so? In Susanns Büchern ist sowas immer geheim“, war das erste, was ich wieder hervor brachte.
„Ich gehe davon aus, dass ihr es niemanden sagt und falls doch wird euch eh keiner glauben.“ Lik zuckte nur mit den Achseln.
„Kannst du das schon immer?“, fragte Susann ihn neugierig. Sie war total fasziniert von ihm.
„Jaha“, sagte er gedehnt.

Und so entstand eine wunderbare Freundschaft, die ich so nicht erwartet hatte. Immer wenn es heiß wurde, trafen wir uns mit Lik in der Wüste und sahen ihm zu wie er sich in einen Drachen verwandelte. Mittlerweile war ich den Anblick seines nackten Körper bei der Verwandlung mehr als gewöhnt. Ich war nämlich mit ihm zusammen. Das hätte ich niemals erwartet. Ich hatte ihn immer für einen Trottel gehalten. Aber war tota lieb und aufgeschlossen und erzählte uns alles über sein Drachenleben. Als wir zusammen gekommen waren hatte meine Schwester richtig triumphiert und immer nur gerufen: „Ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es!“ Ich hatte sie einfach ignoriert. Unser Leben hatte sich seit der Begegnung mit Lik in der Wüste aber sehr verändert, denn sie war auch gefährlich. Es gab noch mehr Drachen wie Lik, aber wir lernten nur wenige bei einer Drachenversammlung kennen. Lik aber blieb mir ein Leben lang erhalten und darüber war ich sehr glücklich.

Ende

Und was meint ihr? Ich glaub da ist mir die Hitze auch etwas in Kopf gestiegen.

20 Gedanken zu “Schreibkick 2: Heiße Begegnungen

  1. Eine schöne Geschichte – und kein Wunder, dass er Käfer sucht – von irgendwas muss er ja leben hihihi…Witzig ist, dass ich auch eine Drachengeschichte habe – hihi…aber in eine ganz andere Richtung. 😉

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