Ich habe vor langer Zeit mal angefangen den Herbstmensch zu schreiben. Genau gesagt habe ich hier auf dem Blog vor etwa 3 Jahren damit begonnen. Jetzt habe ich die Geschichte abgeschlossen. Da ich mich nicht mehr so richtig in die Geschichte reinfinden konnte, vielleicht etwas schnell, aber immerhin.
Hier gehts erst mal zu den vorherigen Teilen:
Und hier kommt der aktuelle und letzte Teil:
Teil 5
Akt 5: 5. Treffen
Die Besichtigung des Schlosses war einfach traurmhaft. Ein wenig hatte ich ja schon beim ersten Besuch gesehen, aber längst nicht alles. Das merkte ich erst jetzt.
Es gab eine Art Gartenterasse, die noch zum Schlossgebäude gehörte. Sie war ganz der Herbst. Bunte Blumen und Bäume zierten sich durch die Reihen und Laub verteilte sich überall auf dem Boden. Es sah unglaublich aus. Mitten drin stand eine Bank und es wirkte, als sei man direkt in einem Herbstwald gelandet.
„Wow, ist das wunderschön“, schwärmte ich.
„Hier kommt Jan oft her. Besonders, wenn er im Winter aufwacht um Energie zu tanken“, erklärt Floh mir. „Du darfst dich gern jederzeit hier aufhalten, wenn der Platz dir gefällt. Jan würde es bestimmt gefallen.“
„Danke“, sagte ich bewegt.
„Schon gut. Lass uns lieber weiter gehen.“ Oho, das Eichhörnchen konnte wohl nicht mit Komplimenten umgehen.
Also führte es mich aus dem Herbstgarten raus in das braunorange Schloss und durch unzählige Gänge und Räume. Eins prächtiger als das andere. So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen.
Glänzende Räume, strahlende Liegewiesen und der reine Herbst überall. Wenn ich hier leben würde, würde ich dann nie mehr den Sommer sehen und nie mehr den Winter oder den Frühling? Immer nur Herbst? Wollte ich denn eigentlich hier leben?
Es vergingen einige Tage bis ich Jan das nächste mal sah. Er wirkte verschlafen und wie frisch aus dem Bett gekommen, aber er trug jetzt eine grüne Hose und einen orangen Pullover. Wir setzten uns in den Herbstgarten. Ich freute mich ihn zu sehen. Ohne ihn war es einsam hier gewesen.
Er wirkte etwas weniger blass, aber immer noch blass genug, dass ich mir Sorgen machte.
„Wie geht es dir?“, fragte ich ihn, nachdem wir uns auf die Bank in der Mitte des Gartens gesetzt hatten.
„Ganz gut. Ich bin nur müde. Ich denke aber, dass ich es schaffen werde heute wach zu bleiben. Wie hast du dich eingelebt?“
Sein Haar war noch verwuschelt, was ihn jünger wirken ließ.
„Ganz gut, aber ich fühle mich einsam. Niemand ist hier. Nur ab und zu Floh“, gestand ich ihm.
„Das tut mir Leid. Ich wäre ja gern die ganze Zeit hier, aber der Herbst ist vorbei …“ Er wirkte sehr zerknirscht.
„Das muss es ja. Du bist ja jetzt da.“ Er sollte sich keine Sorgen um mich machen. Ich kam schon klar. Er sollte sich erholen, damit er sobald er konnte, wieder stark war.
„Ja, jetzt. Aber wer weiß wie lange“, sagte er nur bedauernd.
„Mach dir keine Gedanken“, versuchte ich ihn zu beruhigen und nahm seine Hand in meine. „Hauptsache ich bin sicher und meine Familie auch.“
„Du kannst dich mit allem beschäftigen, was du willst. Wir haben eine riesige Bibliothek und Videothek und Computer. Du darfst alles benutzen“, bot er mir großzügig an.
„Das ist lieb von dir“, bedankte ich mich bei ihm, aber wir wussten beide, dass nichts von dem seine Gesellschaft ersetzten konnte.
Wir schwiegen verlegen und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
„Wird das in Zukunft immer so sein?“, fragte ich ihn bedrückt.
„Mit mir? Hm, vielleicht nicht. Wenn du an meiner Seite wärst, wäre ich auch in den anderen Jahreszeiten stärker. Aber dafür müsstest du dich für mich entscheiden und erst nachdem wir geheiratet hätten, wäre das Band zwischen uns vollständig“, erklärte er mir und schien sich dabei unwohl zu fühlen.
„Das heißt, ich müsste dich auf jeden Fall heiraten?“, hakte ich nach. Ich tat es nicht gern, denn er wusste genauso gut wie ich, dass das ein heikles Thema zwischen uns war.
„Ja, wir könnten uns Zeit lassen, aber …“ Er sprach nicht weiter und das musste er auch nicht. Ich wusste, was er sagen wollte. Es würde ihn vermutlich eher schwächen als stärken.„Ja, ich weiß nicht was ich tun soll“, gestand ich ihm. Ich will dich kennen lernen, aber ich weiß nicht, ob ich es durchstehe, hier zu leben.“
„Ich kann dich verstehen“, erwiderte er traurig. „Du musst dich auch nicht sofort entscheiden. Ich kann warten.“
„Aber für dich steht fest, was du willst?“ Ich wusste nicht, was er sich wirklich wünschte.
„Ich glaube, ich habe gar keine andere Wahl. Es ist meine Bestimmung, aber ja. Auch wenn es anders wäre, würde ich mir nichts anderes wünschen.“
„Das ist aber irgendwie traurig. Man sollte immer eine Wahl haben“, fand ich.
Er nickte nur, sagte aber nichts dazu.
Und da ich jetzt einfach alles zu Ende bringen will, kommt alles in einen Teil.
Akt 6. : 6. Treffen
Jan wachte immer mal wieder zwischendurch auf, aber nie sehr lange. Wir unterhielten uns über unsere Interessen und Neigungen und lernten uns besser kennen. Er lachte viel und er machte gerne lange Spaziergänge. Er trank gerne abends Rotwein und aß herbstliche Gerichte oder Früchte von Bäumen. Aber er hatte auch ungewöhnliche Neigungen. Kurz bevor er in einen weiteren Schlaf sank leuchtete seine Haut so golden wie seine Haut, als würde sie ihn wärmen. Wenn er erwachte, war sie so dunkel wie die Nacht, und bekam erst langsam wieder Farbe. Er redete sehr vornehm und manchmal altmodisch, auch wenn er es ihrzuliebe anders versuchte hörte sie es doch immer wieder heraus. Wenn er dann wach war, sprach er recht langsam, als wäre er immer noch müde und er blieb nie mehr als ein paar Stunden auf. Doch der Frühling nahte und obwohl es nicht seine Jahreszeit war, wurde er wieder etwas stärker.
Die meiste Zeit verbrachte ich in der Bibliothek und las oder hörte Musik. Nur wenn Jan erwachte ging ich mit ihm ein wenig spazieren und wir unterhielten uns weiter über Musik, Lieblingssachen und vielen mehr. Die Zeit verstrich und der Frühling erblühte. Flo ließ sich nicht mehr blicken. Dafür tauchte eines Tages Fine wieder auf. Sie kam einfach durchs Fenster in die Bibliothek geflogen.
“Hey, einsames Mädchen. Wie geht’s?“, fragte sie.
“Ganz gut, aber ich bin wirklich einsam. Wird Jan noch lange so einen Rhythmus zwischen Wachen und schlafen haben?“, fragte ich. „Übrigens heiße ich Marleen.“
“Es wird noch ein bisschen so gehen. Hattest du trotzdem Zeit ihn ein bisschen kennen zu lernen?“, erklärte Fine.
“Etwas, aber nicht genug. Nicht annährend.“ Ich wusste, dass ich traurig klang.
Fine nickte verständnisvoll. Falls Schmetterlinge nicken konnten. „Wenn Herbst ist, könnt ihr auch wieder etwas in deiner Welt machen. Zum Beispiel ins Kino gehen. Er liebt diese Dinger einfach. Ich schleiche mich selbst manchmal rein“, erzählte Fine munter. Ich starrte sie ungläubig an.
“Kino?“
“Natürlich. Auch wir kennen ein paar Vorzüge deiner Welt. Selbst ich als Schmetterling“, nickte sie.
Ich schüttelte nur mit dem Kopf. Verrückte Welt.
Und dann hörte ich die Tür hinter uns. Jan kam herein. Er wirkte etwas frischer und wacher.
“Dachte ich mir doch, dass es Fine war, die ich in meinem Kopf rumstöbern spürte“, nickte Jan und legte mir wie selbstverständlich eine Hand auf meine Schulter.
„Jemand muss dich ja mal frisch machen. Du verschläfst ja alles“, empörte sich Fine.
Jan sagte nichts, sondern grinste nur. Dann setzte er mich neben mich auf das Sofa.
“Ich geh dann mal“, sagte Fine nur und ohne ein weiteres Wort ließ sie uns allein. Ich schüttelte verwirrt den Kopf.
“Hey“, lächelte Jan mich an.
“Hey!“, gab ich zurück.
“Geht’s dir wieder besser?“, fragte ich und betrachtete ihn besorgt. Er sah blass aus, aber immer noch gut. Sein goldenes Haar war heute besonders struppelig und er trug Jeans und ein braunes T-Shirt und wirkte fast normal.
“Zumindest besser“, antwortete er. „Ein Spaziergang würde mir vermutlich gut tun.“
“Bist du denn fitt genug dafür? Es dauert noch bis Herbst.“ Ich wollte nicht, dass er gleich wieder tagelang durchschlief.
“Klar! Der Winter ist vorbei. Der schwächt mich am meisten. Danach bin ich wieder fitter. Auch wenn ich mehr Schlaf brauche als im Herbst“, erklärte er überzeugend.
“Gut, dann lass uns gehen“, bot ich ihm an, auch wenn ich immer noch nicht ganz überzeugt war, dass das wirklich das beste für ihn war.Er nahm meine Hand und führte mich so nach draußen. Hier im Herbstbereich versuchte sich der Herbst immer noch etwas durchzusätzen, aber das gelang ihm nur kläglich. Viel mehr wirkte er verwelkt und ausgestorben.
Offenbar tat der Wald ihm tatsächlich gut, denn er bekam wieder etwas mehr Farbe.
„Wie ist es dir in meiner Schlafenszeit so ergangen?“, wollte er von mir wissen.
“Ruhig. Hier war nichts los. Ich hab viel gelesen“, gestand ich ihm.
Er grinste schelmisch. „Das wird jetzt sicher wieder etwas anders werden.“
“Wenn du meinst.“ Ich zuckte mit den Schultern.
“Lass uns hier lang gehen“, riet er mir und führte mich auf einen Waldpfad links von uns, der tatsächlich immer noch recht herbstlich wirkte.
“Wow“, hauchte ich. „Hat der Wald unterschiedliche Epochen?“
“Sowas in der Art“, nickte er. „In machen Gebieten setzt sich der Winter oder der Frühling besser durch als in anderen. Ich gehe immer in die, wo der Herbst noch recht stark ist, wenn ich mich wieder fitt genug fühle. Das baut mich auf.“
Dieser Weg war wunderschön. Golden erstrahlt von der Sonne und das Herbstlaub lag auf dem Weg. Es raschelte unter meinen Füßen. Wir gingen gemütlich nebeneinander her und fühlten uns wohl.
“Ich find deine Welt durchaus interessant“, teilte ich ihm mit. „Sie hat was und der Herbst ist durchaus eine schöne Jahreszeit und hat seine Vorteile.“
“Das stimmt“, nickte er. „Das hat sie durchaus.“ Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
“Führst du mich ein wenig rum?“, fragte ich hoffnungsvoll.
“Aber gerne“, freute er sich über mein Interresse.
Und so gingen wir weiter durch den Wald. Je tiefer wir gingen, desto goldener wurde er und desto mehr blühte Jan auf. Das freute mich sehr.
“Du musst bei der Winterfee wirklich aufpassen“, warnte er mich. „Sie ist tückisch und gerissen. Sie würde alles tun, damit ich nie wieder aufwache. Die Sommerfee ist harmlos. Sie ist eine Liebe. Der kannst du trauen. Der Frühlingsjunge ist auch in Ordnung. Nur manchmal etwas zu schüchtern um hervozukommen. Ihn wirst du vielleicht gar nicht sehen.“
“Okay, gut zu wissen.“ Das beruhigte mich etwas. Jetzt wusste ich, worauf ich achten musste. Zumindest bei den Herrschern der Jahreszeiten. „Gibt es noch was, was ich wissen müsste?“
Er überlegte kurz. „Du solltest nie alleine in den Wald gehen. Auch nicht in den Herbstwald. Der Wald ist allgemein gefährlich.“
“Okay, das werde ich mir merken“, versprach ich.
Dann gingen wir langsam weiter. Je weiter wir in den Wald kamen, desto goldener wurde Jans Haut. Der Wald tankte ihn auf und er wirkte schon viel gesünder. Das freute mich. Ich hatte mir Sorgen um ihn gemacht.
Als wir wieder bei der Terasse ankamen wirkte er schon gleich viel fitter. Er lächelte auch wieder mehr. Er war wieder mehr der alte Jan, den ich kennen gelernt hatte.
“Und was machen wir jetzt?“, wollte ich wissen.
“Hast du schon was gegessen?“, wollte er wissen.
“Nein“, antwortete ich.
“Dann pass mal auf“, grinste er nur und führte uns wieder rein.
Er führte mich in den Speisesaal. Es war eigentlich nur ein kleiner Raum. Aber auch er wirkte sehr herbstlich. Ein paar Tische standen im Raum verteilt, die Vorhänge waren in einem sanften braun und die Fensterbänke waren mit Herbstdeko versehen. Dekoigel, Tannenzapfen, Kastanien und sowas. Es sah wirklich schön aus.
An einer Wand war ein Buffet hergerichtet worden, an denen es jede Menge Leckereien gab. Ich sah mir die Sachen erst mal genauer an.
“Die Kastanien sind gut“, empfahl er mir. „Und die Kürbissuppe.“
Ich betrachtete die Esskastanien. Sie schienen geröstet zu sein und so nahm ich sie. Außerdem nahm sie ein paar von den grünen Blätter, die mit Tomate oder Gurke belegt waren und ein Stück Brot. Zum Trinken wählte ich Apfelsaft.
Auch Jan nahm sich was zu Essen und dann setzten wir uns an einen der liebevoll gedeckten Tischen. Hier gab es ebenfalls etwas Dekoration. Sträucher und Eicheln im Herbststil. Was sonst?
“Und?“, fragte er mich und musterte mich eingehend, als ich die Esskastanien in den Mund steckte.
“Die sind gut“, gab ich zu.
Er lächelte mich an. „Ich wusste es.“
“Du hast nur darauf gewartet, dass ich das sage, oder?“, fragte ich ihn.
“Aber klar“, grinste er.
Ich freute mich, dass er so gut gelaunt war. Er hatte so lange geschlafen. Immer und immer wieder. Jetzt wirkte er fast ausgelassen.
“Es ist schön, dass du wieder munter bist“, fand ich.
“Es ist schön, dass du bei mir bist“, fand er.
Jetzt lächelte ich ihn an. Bei ihm fühlte ich mich doch wirklich wohl.
Wir aßen auf und dann führte er mich noch mal durchs Schloss. In einigen Bereichen war ich schon gewesen, aber nicht in allen. Die Bibliothek kannte ich natürlich schon. Auch die Terasse. Aber einige Räume kannte ich auch noch nicht. Zum Beispiel den Fernsehnraum. Den hatte ich bisher vermieden. Er war groß und gemütlich, aber auch hell. Die Wände waren weiß, aber mit Filmpostern verziert. Ich sah sie mir genauer an. Sie schienen alle von älteren Filmen zu sein. Manche waren sogar in schwarz weiß gehalten. Sie passten so gut in diesen Raum.
“Die sind echt toll“, fand ich lächelnd.
“Ja, nicht wahr? Sie sind mein ganzer Stolz.“ Und so klang er auch.
Ich lachte. „Filmposter?“
“Hey, das sind echte Klassiker. Die gibt’s so gar nicht mehr“, meinte er beleidigt.
“Ich sag ja schon gar nichts mehr“, grinste ich.
Dann führte er mich weiter durch die Räume. Es waren undenldich viele. Große Räume, kleine Räume, helle Räume, dunkle Räume. Aber der, in dem wir jetzt standen, gefiel mir besonders gut. Er wirkte so herbstlich und passte so gut zu Jan. Es war eine Art Wohlfühllounge. In den Farben orange, gelb und grün gehalten. Überall waren Kissen zersträut worden. Ich legte mich sofort in das Kissenmeer hinein.
„Ich liebe diesen Raum“, schwärmte ich.
“Er ist toll, oder?“ Jan strahlte mich an.
“Auf jeden Fall“, stimmte ich ihm zu.
„Wann werde ich wieder nach Hause können?“, fragte ich ihn plötzlich. Ich wusste selbst nicht, woher das kam.
„Hab noch ein bisschen Geduld“, bat er mich. „Ich fühle mich schon etwas besser, aber ich brauche noch etwas, um wieder aufzutanken. Ich möchte dich nur ungern allein dorthin lassen.“
“Okay, aber ich hoffe, es dauert nicht mehr lange. Ich vermisse sie.“
“Ich werde mir Mühe geben“, versprach er.
“Gut.“ Das musste reichen. Vorerst.
“Und was machen wir in der Zwischenzeit?“, wollte ich wissen.
“Ich werde noch ein bisschen schlafen müssen. Du kannst gerne deine Zeit hier verbringen wie du möchtest.“
Er schlief ein paar weitere Tage. Ich verbrachte diese Tage lesend auf der Terasse, in der Bibliothek oder bei ihm am Bett, um ihn zu beobachten. Schließlich aber wachte er wieder auf.
Akt 7: 7. Treffen:
Als Jan das nächste mal erwachte, blieb er auch wach. Ich war froh darüber, denn jetzt blühte der Herbst wieder richtig auf. Auch Jan war viel besser drauf. Er lachte und machte Scherze. Wir gingen wieder hinaus und er blühte noch mal auf. Und dann machten wir uns auf den Weg in meine Welt. Ich freute mich total darauf. Ich würde meine Familie wieder sehen. Wir gingen also durch den herbstlichen Wald und der führte uns zurück in die Menschenwelt. Ich war plötzlich ganz hibbelig. Ich wollte jetzt ganz schnell weiter kommen.
Ich zog Jan mit mir und er lächelte. Hier kannte ich mich aus. Hier führte ich ihn. Er kam kaum hinterher. So schnell ging ich.
“Hey, warte doch mal“, rief er. „Der Herbst hat gerade mal begonnen. Ich bin noch schwach.“
Ich drehte mich um. Er war ein ganzes Stück hinter mir und ich hatte es nicht mal gemerkt. Ich blieb stehen.
“Puh“, meinte er, als er bei mir ankam. „Ich hasse diese Übergänge.“
“Ach, komm. Ich geh jetzt langsamer“, versprach ich. Und so gingen wir nebeinander her.
Doch ich konnte es kaum erwarten zu Hause zu sein. Und endlich war es so weit. Ich stand vor unserem Haus. Es sah aus wie immer und doch so ganz anders. Es hatte sich veändert und irgendwie auch nicht. Es war schwer zu erklären. Das Haus war natürlich genau wie immer. Aber ich sah es mit anderen Augen. Es wirkte irgendwie kleiner und gemütlicher. Im Baum hing wie immer braunes Lametta und vor der Tür stand ein Dekoigel. Ich lächelte. Das passte zu meiner Mutter.
“Komm“, sagte ich und ging zur Tür. Dann klingelte ich und wurde immer aufgeregter. Es dauerte eine Weile, bis sich etwas tat. Ich hörte etwas hinter der Tür. War das ein Hundebellen? Na, nu. Seit wann hatten wir denn einen Hund?
“Ruhig, Leska, ruhig“, hörte ich eine vertraute Stimme rufen. Meine Mutter.
Dann öffnete sich eine Tür und dahinter kam eine Frau zum Vorschein, die einen Hund an der Leine hielt. Erst sah sie mich verständnislos an, dann fragte sie verwirrt. Du?“
“Ich.“ Ich lächelte und wusste, dass ich nicht mehr ins Herbstland zurück kehren würde. Hier gehörte ich her, hier wollte ich bleiben, doch wie sollte ich das Jan erklären? Ich würde eine Möglichkeit finden. Erstmal gingen wir rein und folgten meiner Mutter in das Haus.
Ende