Ideenbild 6: Februar 2017: Dem Himmel so nah

Das Ideenbild Februar lässt viele Möglichkeiten offen. Ich versuche mich mal daran.

Ideenbild Februar 2017

Dem Himmel so nah?

Steine, ich sah nichts als Steine vor  mir. Wo bin ich denn hier gelandet und wo war eigentlich Sam abgeblieben? War er nicht eben noch an meiner Seite gewesen? Verdammt! Was war hier los?
Verwirrt sah ich mich um? Was für Steine waren das hier? Und wie waren wir hierher gekommen? Zuerst das Wichtigste. Sam! Er musste hier irgendwo sein.
„Sam!“, rief ich mehrmals in verschiedene Richtungen, bekam aber keine Antwort. „Sam?“
Ich lief immer weiter zwischen den Steinen umher, aber nichts tat sich. Bis ich Sam schließlich entdeckte. Er lag still da, die Augen geschlossen. Das beunruhigte mich mehr als ich sagen konnte. Sam war immer so lebhaft und gut gelaunt. Wenn er ruhig wurde war er entweder krank oder schlief. Ich lächelte in mich hinein. Er war süß, wenn er schlief.
Nun rüttelte ich an ihm. Er bewegte sich nicht. Aber er musste sich doch bewegen. Mein Sam musste leben. Er durfte nicht … Nein, daran durfte ich gar nicht denken. Sam war lebhaft wie niemand sonst, den ich kannte.
Plötzlich hörte ich eine Melodie. Sie klang einsam und kam rasch näher. Dann sah ich einen roten Vogel auf mich zufliegen. Er kam mir merkwürdig bekannt vor. Hey, den kannte ich doch aus Harry Potter! Wie hieß der noch mal. So ähnlich wie diese Stadt in den USA. Ach ja, Phönixe. Das war ein Phönix. Ich traute meine Augen nicht. Wo kam denn der her. War er direkt aus der Kulisse vom Harry Potter Set geflogen? Die gabs doch nicht wirklich.
Es war wirklich ein schöner Vogel. Viel schöner als der aus Harry Potter. Ich streichelte sein Fell. Es war so wunderschön. Dann erinnerte ich mich wieder an die heilende Kraft der Phönixtränen. Vielleicht funktionierte das ja auch in Echt.
„Hilf ihm, bitte“, bat ich also den Vogel und als hätte er mich verstanden wandete er sich Sam zu. Er tropfte Tränen auf Sams Haut und das machte mich so traurig, dass ich selbst auch weinte. Ich konnte einfach nicht anders. Hatten Phönixe diese Wirkung auf einen? Harry Potter hatte aber in Fawkes Nähe nicht ständig Tränen in den Augen. Das war unfair.
„Heißt du so wie der Phönix aus Harry Potter? Heißt du Fawkes?“, fragte ich ihn und streichelte wieder sein Fell. Er sah aus als wäre er beleidigt und als hielte er diesen Namen für absolut unwürdig.
„Vielleicht lieger Fieks oder Sali oder Norke?“, fragte ich den Vogel der sich nur von mich abwandete und wieder Sam betrachtete.
Ich folgte seinem Blick. „Er wacht nicht auf, oder?“
Der Phönix sah mich an als wolle er mir sagen: „Hab Geduld.“
Also gut. Blieb mir wohl nichts anders übrig. Weiter im NamenSuchen. „Like, Ewin, Siles, Lake?“
Beim letzten Namen sah er auf und es sah fast so aus als würde er grinsen.
„Ehrlich, du heißt Lake? Ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte ich den Vogel, aber der sah noch einmal zu Sam und hob dann wieder ab in die Lüfte.
„He, warte! Wo sind wir hier und wie kommen wir hier wieder raus?“, rief ich dem Phoenix hinterher.
Plötzlich regte sich Sam und dann schlug er die Augen auf. Mein Sam war wieder da.
„Sam, alles okay?“, fragte ich ihn besorgt und dachte immer noch an die leicht verstörentde Begegnung mit dem Phönix zurück.
„Ja“, nickte Sam leicht benommen und versuchte sich aufzusetzen. „Was ist passiert?“
„Keine Ahnung. Ich bin auch hier aufgewacht. Ich weiß nicht genau, was hier los ist“, gab ich zu. Den Phönix verschwieg ich besser. Sam würde mir kein Wort glauben. Ich glaubte mir ja nicht mal selbst.
Doch Sam erging es offenbar nicht besser. „Sag mal, träume ich oder ist das da drüben ein Einhorn?“
Ich drehte mich ganz langsam um und sah das Einhorn auch. Es stand einfach dort und sah uns interessiert an.
„Oh, nein. Nicht schon wieder“, stöhnte ich.
„Was schon wieder?“, fragte Sam, der sich jetzt richtig aufgesetzt hatte.
„Eben war da ein Phönix. Er … Er hat dich geheilt. Ich weiß das klingt blöd, aber es war so“, gab ich unwillig zu.
„Wo sind wir denn bloß hier gelandet?“, seufzte Sam ungläubig.
Ich zuckte nur hilflos mit den Achseln.
„Na, komm. Lass uns mal zu dem Einhorn gehen. Vielleicht weiß das ja mehr“, schlug Sam vor, klang aber nicht besonders überzeugt. Er stand auf, verschränkte seine rechten Finger mit meinen linken und wir gingen dem Einhorn vorsichtig entgegen. Ich war froh, dass es Sam wieder besser ging.
Das Einhorn musterte uns nur neugierig und schnupperte an uns. Vermutlich waren wir die Fremdkörper hier. Es sah jedenfalls wunderschön aus und strahlte leuchtend weiß.
„Ähm, hallo“, begrüßte Sam es verlegen. „Kannst du uns verstehen.“
Das Einhorn stupste ihn mit der Schnauze an und Sam streichelte es bewundernd.
„Oh, gut. Offensichtlich bedeutet das ja?“,  grinste Sam zuversichtlich.
„Weißt du wo wir sind und wie wir hier wieder rauskommen?“, fragte er das Einhorn.
Das Einhorn lief plötzlich los und wir ihm hinterher. Es war ganz schön schnell und forderte uns ganz schön.
„He, warte!“, reif Sam besorgt. „Kannst du nicht etwas langsamer laufen?“
Das Einhorn verlangsamte seinen Schritt und wir kamen besser hinterher. Es führte uns in die Mitte dieses Steinlabyrinths. Dort war ein Wasserfall und eine Wiese und Schmetterlinge flogen über die Wiese. Es wirkte fast wie im Himmel. Waren wir das? Im Himmel? Gab es dort Phönixe und Einhörner?
„Schön und gut, aber wie kommen wir von hier aus nach Hause?“, fragte Sam verwirrt.
Das Einhorn deutete mit seiner Schnauze auf einen Regenbogen, der wie ein Tor wirkte.
„Dort müssen wir durch?“, fragte Sam.
Das Einhorn deutete ein Nicken an. Wir hatten einen Weg nach Hause gefunden. Sam und ich steuerten darauf zu, doch kurz bevor wir hindurchtraten wurde er unsicher.
„Glaubst, du das ist der richtige Weg?“, fragte er.
„Wenn wir einem Einhorn nicht trauen können, wem dann?“, konterte ich, zog ihn mit mir und gemeinsam gingen wir durch das Regenbogentor.

Und dann erwachte ich in meinem Bett. Sam lag neben mir. Gesund und munter. War es nur ein Traum gewesen oder Wirklichkeit? Jedenfalls dachte ich noch lange an dieses Erlebnis zurück. Mit Sam sprach ich nie darüber. Vermutlich war es wirklich nur ein Traum gewesen.

Ende

So viel zum Ideenbild. Hach, da ist mir ja doch noch was eingefallen. Bin jetzt gespannt auf eure Meinung und eure Geschichten zum Ideenbild

Ideenbild 5 Januar: Vergessene Vergangenheit

So, endlich komme ich auch mal zum Ideenbild. Mal sehen, was mir dazu einfällt. Ich möchte ungern was neues anfangen, aber auch nicht unbedingt wieder was altes auffrischen, auch wenn ich noch drei Geschichten offen hab, die ich spätestens ab nächste Woche gerne weiterschreiben würde. Unter anderem ist da auch noch Noras Abenteuer, was durch ein Ideenbild aus dem letzten Jahr entstand.

Ich befürchte, das ist wieder lang geworden  …

Vergessene Vergangenheit

Kälte hat sich über unser Land gelegt. Bibbernde Kälte. Die Temperaturen sind gerade so kalt. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Wäre es da nicht schön in die Ferne zu fliegen? In den Süden? Oder lieber aus der Kälte das beste machen? Ich war mir noch unsicher.
Gerade suchte ich im schneebedeckten Wald, was übrig war und ich verwerten konnte. Leider war das nicht viel, denn im Winter wuchs nichts, aber die Eichhörnchen gaben mir öfter einen Teil ihrer Nüsse ab.
Ich wohnte schon lange im Wald und war hier sonst kaum einer Menschenseele begegnet. Da musste ich schon ins Dorf gehen und da das Dorf recht klein war, kannte ich alle Bewohner dort sehr gut. Nie kam jemand neues in das Dorf, denn es war zu unbedeutend für Reisende aus den fernen Umgebung.
Aber das war okay so. Ich war es gewohnt und die meiste Zeit war ich sowieso allein. Außerdem war ich auch lieber im Wald als im Dorf. Deswegen ging ich auch dort selten zum Einkaufen. Mir fehlte das Geld. Ich war nicht die volle Zeit in der Schule gewesen und verkaufte die Geschichten, die ich schrieb an eine Autorin, die im Dorf lebte und sie für mich mit Hilfe ihrer Lektoren und ihres Verlages veröffentlichte. Nicht in ihrem Namen sondern in meinem, aber niemand kannte mich als Autorin. Alle dachten, die Geschichten seien von ihr. Das wollte ich auch gar nicht anders. Sie waren viel zu persönlich um über sie zu sprechen.

Während ich gedankenverloren durch den Wald schlenderte – warm eingepackt wie immer – dachte ich daran, dass ich wohl nichts neues erleben würde, wenn ich hier nicht wegkommen würde. Ich war noch nie geflogen. Wie wäre es wohl in einem Flugzeug zu sitzen und die Wolken von oben zu begutachten, die Weite des Himmels ganz nah zu entdecken? Wie wäre es mal schnell irgendwo hinzureisen. In ein fernes Land? Doch ich wusste, dass das nicht meine Welt war. Ich wollte gar nicht wohin fliegen. Hier im Wald in der Hütte war meine Heimat. Hier fühlte ich mich wohl. Ich hatte es warm und kuschelig und mi fehlte nichts. Ich konnte mich nicht beklagen. Ich hatte es kuschelig.
Und dann sah ich ihn. Den geheimnisvollen Mann. Den wunderschönen Mann mit dem himmelblauen Umhang, den weißblonden strubbeligen Haaren und den eislbauen Augen. Er lief Barfuß durch den Schnee, aber es schien ihm nichts auszumachen. Seine Füße wirkten nicht gefroren und seine Augen glitzerten erfreut. Tatsächlich wanderte er durch den Schnee wie andere durchs gras. Als wäre es warm. Als wäre der Schnee seine Heimat. Er hatte breite Schultern und einen flachen Brustkorb, lange Beine und ein wunderschönes blasses Gesicht. Er sah aus wie der Winter persönlich. Seine Haare wirkten wie Eiszapfen. Er faszinierte mich.

Noch hatte er mich nicht entdeckt, weil ich mich hinter einen Baum versteckt hatte. So konnte ich ihn ungeniert beobachten. Ich beobachtete ihn jetzt schon seit Tagen ohne mich bemerkbar zu machen. Er schien ganz mit dem Winter versunken zu sein. Heute setzte er sich auf einen verschneiten Baumstamm und starrte durch die Äste hindurch und dann fing er an zu singen. Ich verstand die Worte nicht, aber sein Gesang ging unter die Haut.
Unwillkürlich kam ich hinter meinem Baum hervor und ging auf ihn zu. Eigentlich wollte ich das gar nicht, aber ich konnte gar nicht anders. Es war wie ein Sog. Diese Musik hielt mich gefangen in einer Blase der Anziehung. Bewirkte er diese Anziehung? Hatte er mich schon seit Tagen bemerkt, aber nichts gesagt? So wie ich ihm nichts gesagt hatte? Wer war er, diese eisblaue faszinierende Mensch? War er überhaupt ein Mensch?
“Hallo Eisblume!“ nannte er mich. „Ich habe dich erwartet.“
“Ich bin nicht Eisblume“, wiedersprach ich ihm. „Ich heiße Tindra.“
“In diesem Leben, ja“, stimmte er mir zu. „Aber davor warst du die Elfe, die sich Eisblume nannte. Die Elfe, die mir gezeigt hat was es heißt der Winter zu sein.“
“Was soll das heißen? Daran könnte ich mich erinnern. Und was meinst du mit dem letzten Teil?“, fragte ich nur verwirrt. Ich setzte mich neben ihn auf den Baumstamm. Mir war kalt, aber es würde mich nicht unbringen.“
“Eisblume. Das ist dein wahrer Name. Auch wenn du jetzt Tindra heißt“, wiederholte er. „Natürlich erinnerst du dich nicht an dein anderes Leben. Das braucht Zeit. Deswegen hat jede Elfe, die wiedergeboren wurde einen Hüter. Deiner bin ich. Der Winter“, erklärte er mir. Das klang wie aus einem Fantasyroman. „Wobei ich glaube, dass du dich längst erinnerst.“
“Was meinst du damit?“, fragte ich nur.
“Deine Geschichten. Sie handeln alle von deinem früheren Leben. Ich habe sie alle gelesen nachdem Holly sie bei sich hatte.“ Er sah mich abwartend an und musterte mich ausgiebig. „Und du siehst Eisblume auch sehr ähnlich. Deine blaublonden Haare, dein liebliches Gesicht, deine grüne Augen.“ Er hielt kurz inne und schluckte hart. Offenbar plagten auch ihn längst vergessene Zeiten. „Selbst ich komme in deinen Geschichten vor.“
Und dann kam mir die Erkenntnis. Ich wusste, welche Figur er in meinen Geschichten meinte. „Aber … du kannst nicht Yule sein. Das ist unmöglich.“
“Wirklich? Früher nannte man mich auch nicht Yule sondern Schneelöwe.“ Ein schelmisches Grinsen glitt über sein Gesicht.
“Schneelöwe? Kannte ich dich damals auch?“ Ich wusste noch nicht, ob ich ihm glaubte, aber ich wollte mehr über ihn erfahren.
“Ja“, hauchte er. Fast flüsterte er nur. „Ja, du kanntest mich.“ Ein leises Zittern ging durch seinen Körper. Am Frieren lag das bestimmt nicht. Nicht, wenn er wirklich der Winter war, wie er behauptete. Dann fuhr sammelte er sich und fuhr fort: „Kannst du dich noch an die Geschichte von dem kleinen Hasen in „Erdprinzessin“ erinnern. Das Buch wurde als Kinderbuch verkauft und alle Kinder haben es geliebt. Den kleinen Hasen gibt es wirklich. Er gehörte dir und ist dir nie von der Seite gewichen. Neben mir war er dein treuster Freund. Er hieß Wick und hat sehr lange gelebt, aber als du von uns gingst wollte er einfach nicht mehr sein.“
Ein Schaudern ging nun auch durch meinen Körper. Natürlich erinnerte ich mich an den süßen Hasen. Er war bis heute meine Lieblinsgfigur. Aber es kann ihn unmöglich wirklich gegeben haben. Hätte ich mich nicht an ihn erinnern müssen?
“Ich bin mir nicht sicher ob ich dir glauben kann. All diese Sachen könntest du dir auch zusammengereimt haben“, wagte ich ihm zu gestehen.
“Dann lass es mich dir zeigen“, forderte er.
“Wie?“, fragte ich ihn nur.
“Nimm einfach meine Hand“, bat er mich sanft, aber bestimmt.
Zögernd folgte ich seinem Rat. Plötzlich befand ich mich an einem völlig anderen Ort in einer anderen Zeit. Wo war ich hier? Doch dann erkannte ich meine Heimat. Glitzernde Kristalle umgaben mich, eiserne Betten und glitzernder hoher Schnee. Ein Eisschloss wie aus einem meiner Geschichten. Ich glaube es war „Der Löwe und die Maus“ oder auch „Feenverfangen“. Ich war mir nicht ganz sicher. Und dann bekam ich meine Erinnerungen zurück. Alle zusammen. Das war einfach zu viel für mich. Vermutlich wäre ich zusammen gebrochen, wenn er mich nicht aufgefangen hätte. Aber seine Reaktionen waren unglaublich schnell und er würde nie zulassen, dass mir etwas geschah. Nicht er. Nicht Schneelöwe. Nicht Yule. Dazu bedeutete ich ihm zu viel und er bedeutete mir unglaublich viel. Er hatte recht gehabt. Ich hatte meine Erinnerungen in meinen Geschichten verarbeitet. Ich hatte sie nicht verdrängt, ich hatte nur nicht gewusst, dass es meine Erinnerungen waren, die ich da niederschrieb.
Und natürlich erinnerte ich mich vor allem an Yule. Eisblume und Schneelöwe waren beide Elfen gewesen, aber während Schneelöwe überlebt hatte, war Eisblume wiedergeboren worden. Die ganze Zeit hatte er darauf gewartet, dass Eisblume sich erinnern würde und er hatte gespürt, dass die Zeit bald gekommen war. Er hatte ihr nur einen kleinen Schubs geben müssen damit sie verstand. Das hatte ausgereicht. Eisblume und Schneelöwe waren beide Winterelfen im Winterreich von Ernadil gewesen. Schneelöwe war immer an ihrer Seite gewesen.
Ich war Eisblume und Yule Schneelöwe. Das wusste ich jetzt. Ausserdem wusste ich, was ich schon immer gespürt hatte. Schneelöwe war mein und ich sein. Wir fühlten so unglaublich viel füreinander und es tat mir so leid, dass Schneelöwe so lange auf mich hatte warten müssen. Das war bestimmt hart gewesen.
Nachdem sie sich erinnert hatten verschwanden die Eiskristalle und die Schneelandschaft vor mir und wir waren zurück im winterlichen Wald. Ich sah den Winterelfen neben mir an und hauchte nur völlig verwundert darüber, dass er überhaupt da war: „Yule.“
Ein Lächeln erschien auf seinem eisigen Gesicht und machte es noch schöner. Erleichtert sagte er: „Endlich erinnerst du dich!“
“Ja, ich erinnere mich an dich“, strahlte ich und dann fiel ich ihm in die Arme. Wir sprachen über unsere Vergangenheit, über das was passiert war und wie es zu dieser Erinnerung kam, wir sprachen über meine Geschichten und so unendlich viel mehr und ich wir wollten gar nicht mehr aufhören zu reden. Wir hatten viel zu viel Zeit verloren.

Eisblume und Schneelöwe waren wieder vereint und zusammen wollten sie weite Reisen machen. Yule und ich wollten weite Reisen machen. Vielleicht würde ich sogar mit einem Flugzeug fliegen. Jetzt, wo Yule wieder bei mir war schien mir alles möglich zu sein. Yule und ich, unzertrennlich für immer. Hauptsache zusammen. Ich lächelte und lehnte mich an Yule. Mir war überhaupt nicht mehr kalt im winterlichen Wald. Ich hatte die Eisblume in mir wieder gefunden und ich hatte meinen Schneelöwen wieder gefunden. Zwei Wesen, die für immer miteinander vereint waren. Eisblume und Schneelöwe. Ich wusste einfach, dass wir uns immer wieder finden würden, egal wie oft man uns voneinander trennte.

Ideenbild 4: Dezember: Nora und die verschwundenen Fußspuren

Lexa hat auch für den Dezember wieder ein Ideenbild gepostet. Mal sehen, was mir diesmal dafür einfällt. Vielleicht erinnert ihr euch an meine Novembergeschichte und was daraus wurde … Mittlerweile hab ich etwa 60 Seiten von Die geheimnisvolle Stadt geschrieben. Das soll sich hier eigentlich nicht wiederholen. Ich glaub dann wäre ich mit meinen Geschichten schreiben doch etwas überfordert.

2016 Dezember Ideenbild

Recht schlicht gehalten. Das lässt viele Möglichkeiten offen.

Nora und die verschwundenen Fußspuren

An einem kalten Wintermorgen ging ich runter ans Meer. Ich liebte diese Tage mit viel Sonne und viel Schnee. Der Schnee glitzterte so schön und gerade kurz vor Wiehnachten freute ich mich darüber sehr. Die verzauberte Weihnachtswelt faszinierte mich immer wieder aufs Neue.
Ich schlenderte gedankenverloren durch die weiße glitzernde Masse und genoss die Einsamkeit des Strandes. Einheimische gingen nie an den Touristenorten spazieren. Einheimische suchten sich die ruhigeren Ecken. So wie ich.
Und wie ich so hier lang ging auf dieser Seite des Strandes entdeckte ich eine Bank voller Schnee mit zwei verwischten Fußabdrücken drauf. Ich musterte sie genauer. Von wem stammten sie wohl? Einem Menschen, einem Tier? Einem großen Tier oder einem kleinen Tier? Oder wem ganz anders. Die Möglichkeiten waren grenzenlos. Ich konnte es wirklich nicht erkennen.
Ich erinnerte mich daran wie ich als Kind an das Christkind geglaubt hatte, dass uns Geschenke brachte. Unweigerlich musste ich bei den Fußabdrücken nun an Rentiere denken. Die gehörten eher zum Weihnachtsmann, aber das machte nichts. Wie albern.
Doch im gleichen Augenblick hörte ich in der Ferne Glocken klingen. Was war das? Es hörte sich doch tatsächlich an wie die Glocken der Rentiere im Fernsehen. Das konnte doch nicht sein. Die gabs doch nur in unserer Fantasie. Schade eigentlich.
Und dann veränderte sich plötzlich etwas. Nur unmerklich. Die Landschaft war immer noch das Meer und die Bank, im Schnee versunken. Die Fußstapfen waren allerdings verschwunden. Verirrt starrte ich die Bank an. Was hatte das zu bedeuten?
Das Glockenläuten kam näher und ehe ich mich versah kam ein Rentierzug vorbeigerannt. In ihm saß kein anderer als der Weihnachtsmann persönlich. Wobei er vermutlich verkleidet war. Aber woher hatte er die Rentiere? Waren das Rehe?
Er blieb genau vor mir stehen und das Glockengeläut ließ nach.
„Ho, ho, ho. Fröhliche Weihnachten, schöne Frau. Du hast einen Wunsch beim Weihnachtsmann? Immer her damit.“ Er strahlte mich an. Er war praktisch ein Bilderbuchweihnachtsmann. Nur dass er noch ziemlich jung war verwirrte mich. Weihnachtsmänner waren doch eigentlich recht alt, oder?
„Ähm … Eigentlich habe ich mir nichts gewünscht“, stotterte ich.
„Doch klar. Du standest hier vor den Fußspuren. Die verschwinden nur, wenn man sich wirklich etwas von Herzen wünscht?“, behauptete er. „Was wünscht du dir?“
„Ich hab nur daran gedacht, dass ich früher mal ans Christkind geglaubt hab … und an den Weihnachtsmann … und die Rentiere“, gab ich dummerweise zu. Jetzt musste er mich ja für total bescheuert halten.
„Ah, dann willst du vielleicht mitkommen ins Weihnachtsland?“, fragte er mich erfreut.
Was? Meinte er das ernst oder veräppelte er mich? Wie alt war er eigentlich? Wenn ich ihn jetzt so genauer musterte könnte er sogar fast noch ein Kind sein. Aber nein. Dafür sah er dann doch zu alt aus. Definitiv eher ein junger Mann.
„Ähm …“, sagte ich nur unsicher.
„Los komm. Steig ein. Du siehst ja halb erfroren aus. In meinem Schlitten ist es warm“, bot er mir an. Ich hatte bis jetzt noch nicht mal bemerkt, dass mir kalt war.
„Also gut“, seufzte ich. Vermutlich würden wir nicht das Weihnachtsreich erreichen, aber Wärme hörte sich gut an. Zumindest damit hatte er Recht. Im Schlitten war es wirklich warm. Alles war mit Decken ausgefüllt und schön gemütlich. Hinten war der Bereich leer.
„Wofür ist die leere Ecke da?“, fragte ich den Weihnachtsmann.
„Wenn du an mich glauben würdest, könntest du es sehen“, erklärte er mir nur.
„Wo sind wir denn hier? Bei Peter Pan?“, fragte ich seufzend. Wo war ich da nur reingeraten.
„Wart`s ab. Du wirst schon sehen“, versprach er mir und die Rentiere setzten sich blitzschnell in Bewegung. Sie waren so wahnsinnig schnell und die Glocken bimmelten wieder in einer Tour.
Aber erst als die Rentiere abhoben in den Himmel hinauf sah ich was sich in der leeren Ecke versteckte. Lauter Geschenke lümmelten dort herum. Bunte, viereckige, welche mit Schleifen, welche mit Grußkarten …
Langsam glaubte ich wirklich dem Weihnachtsmann begegnet zu sein. Egal, wie verrückt das klang.
„Endlich glaubst du“, strahlte der Weihnachtsmann

Die Rentiere brausten mit wild klingelnden Glöckchen im rasenden Tempo den Himmel empor. Die Sterne funkelten am Himmel und der Weihnachtsmann saß direkt neben mir. Es war wie im Traum.
Wir flogen durch die Lüfte und irgendwann landeten wir erneut im Schnee. Vor uns befand sich eine unglaubliche Schneelandschaft und offenbar befand sich dort ein kleines verschneites Winterdorf.
Die Rentiere landeten und wurden langsamer.
„Willkommen in meiner Heimat“, sagte der Weihnachtsmann.
„Wo sind wir hier?“, fragte ich staunend. Die seltsamsten Kreaturen liefen hier rum. Vor allem aber offenbar Elfen, Engel und Wichtel.
„Das hier ist Christmas World. Hier werden die Weihnachtsgeschenke produziert, verpackt und ich liefere sie aus. Komm ich zeig dir alles“, erzählte er mir.
Die Rentiere wurden noch langsamer und schließlich hielten sie am Rand des Dorfes vor dem größten Häuschen. Es erinnerte etwas an ein Lebkuchenhaus oder an das Haus von der Hexe von Hänsel und Gretl.
„Ernsthaft jetzt? Das ist ja wie im Märchen“, bemerkte ich und fühlte mich in meine Kindheit zurück versetzt.
„Wir sind ja auch ein bisschen im Märchen.“ Er schien sich prächtig zu amüsieren. „Pass auf, Gleich springt der böse Wolf um die Ecke.“
„Ha ha“, machte ich, hielt mich aber näher an den Weihnachtsmann. „Wie heißt du eigentlich? Du hast doch bestimmt einen Namen? Ich kann dich ja schlecht immer Weihnachtsmann nennen.“
„Nenn mich Nick oder Chris. Was weiß ich. Hier hab ich keinen wirklichen Namen. Hier bin ich einfach nur Christmas“, sagte er achselzuckend als wäre das nicht wichtig.
„Also Chris“, murmelte ich mehr zu mir selbst.
„Und wie heißt du?“, wollte er dann aber doch von mir wissen.
„Nora“, antwortete ich.
„Willkommen in Christmas World, Nora“, sagte er erneut und dann führte er mich ins Lebekuchenhaus …

Oh, Gott. Ich fürchte das schreit doch wieder nach einer Fortsetzung, oder? Was hab ich mir da nur eingebrockt? Ich bekomme einfach keinen Abschluss mehr hin.

Das wars von meinem Ideen diesen Monat. Mal sehen, was der nächste Monat zu bieten hat. Fällt euch auch was zum Ideenbild Dezember ein?

@Lexa: Was meinst du? Kann ich die Geschichte als Gastbeiträge bei dir forführen?

Ideenbild 2: Oktober 2016: Der Prinz in der Blume

Das Ideenbild vom Oktober ist nicht ganz so leicht, weil es nicht so viel hergibt. Mal sehen, was sich daraus machen lässt.

2016 Oktober Ideenbild

Von Blumen und Prinzen

Mitten im herbstlichen Wald fand ich einen Strauß mit weißen Rosen und Vergissmeinicht zwischendrin. Er war verwelkt und lag wohl schon länger hier. Ich hob ihn auf und betrachtete ihn argwöhnisch. Was hatte der hier zu suchen? Ich betrachtete ihn von allen Seiten und entdeckte ein kleines rosafarbendes Tier da drin. So ein Tier hatte ich noch nie gesehen. Es war wirklich winzig und wirkte nur wie ein kleiner Punkt, ein Stecknadelkopf vielleicht. Doch es bewegte sich und zischte.

Und dann öffnete sich das Tier und formte eine wunderschöne orangene Blume. Das verwelkte fiel zu Boden und die Herbstblume blieb in meiner Hand. Das seltsame war, dass die Blume ein Gesicht hatte und mich anlächelte und dann auch noch mit mir sprach.

„Hallo“, sagte es. „Wenn du mich streichelst, verspreche ich dir einen Wunsch zu erfüllen.“

Das allein war schon seltsam genug. Solche Blumen gab es doch gar nicht. Aber ich hatte definitiv eine in meiner Hand. Eigentlich glaubte ich es nicht, aber ich streichelte die Blume trotzdem und wünschte mir, dass ich die Geheimnisse dieser Blume kennen würde.

Die Blume strahlte mich bei dem Wunsch an und verwandelte sich urplötzlich in einen buchstäblich orangebraunen Mann. Er trug die seltsamste Kleidung, die ich je gesehen hatte. Eine Mischung aus Ästen und Blättern. Sein Haar war wild und braun und von bunten Blättern verziert.

„Vielen Dank dafür. Ihr Wunsch hat mich sehr gefreut. Natürlich erzähle ich ihnen wieso sie mich als Blume in der Hand hatten dekoriert mit einem normalen verwelkten Blumenstrauß. Ich wurde verflucht von einer bösen Hexe, die einen Groll gegen mich hegte.

Nur wenige Menschen kommen überhaupt in den Wald und noch weniger Menschen achten auf einen verwelkten Blumenstrauß. Sie taten es. Dafür danke ich ihnen, denn ohne Sie hätte ich hier vielleicht noch 100 Jahre festgesessen.

Ich bekam alles um mich rum mit was so passierte, aber es passierte nicht viel mehr, als dass ein paar Kinder auf mich drauftrampelten oder irgendwelche riesigen Menschen. Das ist kein schönes Gefühl, kann ich Ihnen sagen.

Jedenfalls sollte ich zum Fluch zurückkommen. Nur wer mich wirklich aufhebt und streichelt wird die wahre Schönheit der Blume erkennen und nur wer sie mehr beachtet als nur flüchtig, kann den Fluch beheben.

Etwa dreizig Jahre hing ich hier fest und erst jetzt bin ich erlöst. Ich bin ihnen zu großen Dank verpflichtet. Natürlich dürfen Sie sich noch etwas anderes wünschen. Ihren ersten Wunsch hätte ich ihnen sowieso erzählt. Das war ich Ihnen schuldig.“

„Wer sind Sie?“, fragte ich nur verwirrt statt auf irgendetwas von dem zu antworten was er gesagt hatte.

„Oh, natürlich. Ich bin Jan, der Herbstprinz vom Blätterschloss und Fine wird begeistert sein zu hören, dass es mir gut geht“, stellte er sich vor.

„Ähm …“ Was ich dazu sagen sollte wusste ich nicht.

„Solche Reaktionen bin ich gewohnt. Aber es ist wirklich wahr was ich sage“, beteuerte er mir.

Doch ich sah, dass das was mir passiert war, nicht alltäglich war. Es grenzte an Magie und wie konnte ich ihm da nicht glauben, dass es nicht auch irgendwo ein Land gibt, den der Herbst bestimmt?

„Also, wie lautet dein Wunsch? Wählen Sie gut. Sie haben nur einen?“, fragte er erneut.

„Darf ich das Herbstland sehen? Ich möchte mir mit eigenen Augen ein Bild davon machen“, bat ich ihn hoffnungsvoll. Ich war neugierig geworden.

„Also gut. Wieso nicht? Immerhin bin ich Ihnen mein Leben schuldig und kann dank ihnen, die wiedersehen, die ich liebe. Seien Sie sich aber bewusst, dass es selten ist, dass jemand Aussenstehenden unser Herbstland gezeigt wird.“ Er sah sehnsüchtig in die Ferne als könnte er es kaum erwarten es wieder zu sehen.

„Aber das ist schon passiert?“, fragte ich.

„Oh, ja. Das ist es. Ich erinnere mich gern daran zurück“, sagte er unbestimmt und dann nahm er meine Hand und führte mich in eine Welt voller herbstlichen Farben. Von der goldenen Abensonne bis hin zu den bunten Blättern oder dem herbstlichen Nebel war alles mit dabei. Es war traumhaft schön. Aber ich sollte noch mehr staunen und noch mehr sehen. Das Herbstland war wirklich wunderschön und Jan passte sich einfach der Umgebung an. Wurde eins mit den Blättern, eins mit dem Wald und eins mit dem Herbst. Er blühte wieder auf.

Kleine Anmerkung von mir:

So, hier höre ich mal auf, sonst wird es noch länger. Hab mich mal wieder langgeschrieben. Die Idee zu der Geschichte existierte mehr oder weniger schon. Ich schrieb letzten Herbst schon mal über den Herbstmenschen Jan. Ein bisschen passt dieses Verwelken und neu geboren auch zu meinem Herbstmenschen vom Letzten Jahr, denn das les ich gerade noch mal nach bevor ich mich vielleicht mal wieder daran begebe und hab gerade etwas ähnliches gelesen. Meinen Herbstmenschen gibts bei mir auf dem Blog auch nachzulesen. Vielleicht schreib ich ja dieses Jahr weiter. Hätte schon Lust dazu.

Anfangs wusste ich nur, dass es herbstlich sein sollte und magisch. Dass es mit meinem Herbstmenschen zu tun hatte wusste ich noch nicht. Aber parrallel zu diesem Schreiben las ich Absätze vom alten Herbstmenschen und da kam mir diese Idee. Letzendlich hat diese Geschichte nicht mehr so viel mit dem Ideenbild zu tun, aber es fing halt alles damit an.

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Vielleicht kommt ja demnächst wieder mehr vom Herbstmenschen.

Ideenbild für September 2016: Das Meer und die verlorenen Seelen

Und noch eine Idee hat mir Tarlucy geschickt für eine Aktion und das ist gar nicht so leicht da was zu finden. Zu einem Bild sollen wir Geschichten finden.

2016 September Ideenbild

Das sieht doch traumhaft schön aus, oder? Das ist ein Schiff im Vordergrund, nehm ich an, oder? Ich liebe ja Sonnenuntergänge am Meer. Da wird mir sicherlich was einfallen.

Sonnenuntergänge am Meer sind immer so traumhaft schön. Ich setze mich gerne ans Meer, schaue aufs Wasser und beobachte wie die Sonne untergeht. Das wirkt so magisch. Meistens bin ich allein, aber hin und wieder gesellt mich auch jemand zu mir. Heute ist es ein junger Mann, ungefähr in meinem Alter. Er sieht nett aus und trägt kurze Shorts und ein weißes T-Shirt.

Er irritiert mich, weil er zunächst gar nichts sagt. Er schaut nur aufs Wasser. Ob er die Sonne betrachtet oder das Boot vor uns kann ich nicht genau sagen. Vielleicht hat er mich ja gar nicht bemerkt.

Doch dann sieht er mich an und fragt mich ganz unbestimmt: „Wünscht du dir auch manchmal Dinge, die unmöglich sind?“

„Ähm, klar“, antworte ich verwirrt. Doch es schien eher eine rhetorische Frage zu sein, denn er sprach einfach weiter und obwohl er mich ansah, schien er weit weg zu sein.

„Ich wollte schon immer gerne ein Boot steuern“, erzählte er. „aber dummerweise hab ich Angst vor Wasser.“

Er klang traurig und er tat mir leid, aber plötzlich stand er auf und verschwand. Einfach so. Ohne Erklärung. Ich blieb sitzen und sah ihm hinterher. Was war denn das?

Verwirrt blieb ich zurück. Die Sonne sank weiter. Das Schiff vor mir wippte hin und her. Ich bewunderte die Weite des Meeres und die Wellen darauf. Obwohl Leute am Meer entlangingen wirkte es ruhig hier.

Die Sonne sank weiter und wieder setzte sich jemand neben mir. Ein älterer Herr diesmal, um die 80. Er sah mit traurigen Blick auf das Wasser.

„Das Schiff was Sie da vorne sehen gehörte mir und meiner Frau. Wir verbrachten jeden Tag einige Stunden darauf. Doch nach ihrem Tot verkaufte ich es. Jetzt gehört es einem reichen Typen, der es als Schlafplatz benutzt“, erzählte der Mann und zeigte auf ein Boot in der Nähe.

„Das tut mir leid“, murmelte ich. Ich wusste genauso wenig was ich von ihm halten sollte wie von dem jungen Mann, der Angst vor Wasser hatte.

„Heute war unser Hochzeitstag. Ich komme jedes Jahr an diesem Tag und begutachte mein altes Schiff“, erklärte er weiter.

„Wie lange ist Ihre Frau denn tot?“, fragte ich. Keine Ahnung, ob das unsensibel war, aber den alten Mann störte es offenbar nicht.

„Seit 30 Jahren“, verkündete er traurig. Das machte mich nun auch traurig. Sowas musste Liebe sein.

Doch als es schon dämmerte und die Sonne fast untergegangen war verließ auch er mich. Ich blieb dennoch sitzen, weil ich gerne Abends am Meer war.

Das Mer verbindet, das Meer erzählt ungeahnte Geschichten. Wie viele Menschen hier wohl schon gesessen haben? Verliebt, einsam, glücklich, lachend, träumerisch … Jeden Tag kommen hier zig Menschen her. Ich bin nicht die Einzige, die den Sonnenuntergang und die Schiffe auf der See liebt. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte.

Was wird wohl aus dem jungen Mann, der Angst vor Wasser hat? Was aus dem alten, der seine Frau vermisst? Zwei unterschiedliche Geschichten, die beide das selbe Wollen vom Meer. Trost. Die Sehnsucht stillen. Was wird aus ihnen werden?

Seufzend stehe ich auf als ich angesprochen werde: „Saßen sie eben auch schon hier?“

Es war der Mann, der Angst vor Wasser hat.

„Ja“, sagte ich schlicht.

„Oh Gott, tut mir leid, wenn ich wirres Zeug geredet habe. Ich wollte sie nicht belästigen“

Wieso entschuldigte er sich? Das musste er nun wirklich nicht, auch wenn es süß war.

„Das macht nichts. Ich fand es irgendwie traurig.“

„Darf ich sie als Entschädigung auf ein Eis einladen? Verraten Sie mir, wie Sie heißen?“, bot er mir an.

„Gerne. Und ich heiße Lena“, nickte ich.

„Freut  mich. Ich bin Lennart“, stellte er sich vor. Wir gingen Eis essen und trafen uns später häufiger. Er berührte mich. Ich erfuhr, dass er Angst vor Wasser hatte, seit er klein war und einmal fast ertrunken worden wäre. Ich half ihm diese Angst zu überwinden und verliebte mich in ihn. Noch heute denken wir gerne an diesen ersten Abend zurück. Und ich denke auch oft an den alten Mann, der seine Frau verloren hat.

Hach, bin ich diese Woche aber kreativ. Ich glaub ich muss mal Den Herbstmensch weiter schreiben den ich letztes Jahr angefangen hab. Kp ob der Text jetzt hundertprozentig zu dem Bild passt, aber er gefällt mir irgendwie.