Schreib mit mir 39/4: Der Film

Ich habe endlich mal wieder einen Teil Schreib mit mir geschafft. Geschrieben habe ich es schon vor längerer Zeit, aber ich bin noch nicht wieder dazu gekommen es abzuschreiben.

Setting:

Dein/e Protagonist/in hatte einen harten Tag und geht zur Entspannung ins Kino. Er/sie ist begeistert vom Film. Am nächsten Morgen wacht dein/e Protagonist/in in genau diesem Film auf. Wie ist er/sie dort hingekommen? Was ist es für ein Film? Hat er/sie eine Chance die Sache zu überleben?

Gegenstände:

Leinwand, Filmrolle, Popcorn

Wortgrenze:

10.000 Worte

Der Film

Oh, man. War ch erledigt, doch nach Hause gehen wollte ich noch nicht. Ich erinnerte mich an einen Film, den ich unbedingt im Kino gucken wollte und ich hatte Lust dazu mal wieder ins Kino zu gehen. Normalerweise ging ich nicht alleine ins Kino, aber manchmal brauchte ich das. Also ging ich ins Kino, kaufte mir die Kinokarte und Popcorn und setzte mich in den Saal. Es dauerte ewig bis der Film mit dem Titel „Fairy Life“ endlich begann, aber dann war ich voll drin. Der Film war richtig gut gemacht und einen Augenblick lang dachte ich, dass es mir dort sehr gefallen könnte. Unter Feen in einer magischen Welt zu leben. Das wäre was.
Nach dem Film ging ich nach Hause. Die Filmrolle des Thies fand ich ja richtig cool und beneidete Lisa richtig um ihren Freund. Noch im Bett hing ich gedanklich in dem Film fest und was sich auf der Leinwand abgespielt hatte war richtig klasse gewesen. Irgendwann schlummerte ich friedlich in meinem Bett ein und wachte erst am nächsen Morgen wieder auf.
Allerdings … Irgendwas stimmte nicht. Ich lag nicht in meinem Bett sondern auf einer Wiese und trug ein sonnengelbes Kleid. Was war denn hier los?
Plötzlich beugte sich ein Junge über mich. So schön und rein und ganz anders als alle Jungen, die ich kannte. Als ich etwas wacher wurde bemerkte ich allerdings, dass mir dieser Junge gar nicht so unbekannt war wie ich dachte. Ich hatte ihn schon mal gesehen? Nur wo?
„Wer bist du?“, fragte ich ihn verwundert.
Amüsiert sah er mich an. „Ach komm schon, Lisa. Da kennst mich seit Ewigkeiten. Tu doch nicht so.“
Lisa? Aber ich hieß nicht Lisa.
„Ich heiße Naya“, berichtigte ich ihn.
Jetzt lachte er so glockenhell, dass es mir durch Mark und Bein ging. „Ja klar. Bei allen Feen. Du bist magisch und brauchst keinen neuen Namen.“
Feen? Hatte ich das richtig verstanden? Feen gab es doch überhaupt nicht. Wer war dieser Junge? Und dann fiel es ihr wie Schuppen vor den Augen. Ich hatte gestern im Kino einen Film gesehen und der hatte von Feen gehandelt. Die Protagonisten hießen Thies und Lisa. Aber das konnte doch nicht sein, oder? Ein ganz übler Verdacht kam in mir hoch. So schnell, dass nicht mal ich mir folgen konnte, stand ich auf und verlor beinahe mein Gleichgewicht.
„Oh, hey. Vorsicht!“, warnte Thies mich überflüssiger Weise und fing mich gerade noch rechtzeitig auf. Alles in mir kribbelte durch seine Berührung.
„Sachte, sachte. Lass uns lieber von hier verschwinden bevo der alte Tony uns sieht.“
„Der Blinde?“, hakte ich vorsichtig nach. Langsam erinnerte ich mich wieder an die Handlung des Filmes.
„Du weißt doch, dass er blind ist“, wunderte sich Thies und beobachtete mich kritisch. „Er ist blind, aber magisch blind. Er sieht trotzdem. Lass uns von hier verschwinden.“
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Den magischen Blinden hatte ich noch gut in Erinnerung. Ich war also tatsächlich in einen Film gelandet, aber wie sowas funktionierte konnte ich mir nicht vorstellen. Wir liefen über die Wiese. Ich konnte mühelos mit Thies mithalten. Ich liebte diese Welt schon jetzt, aber sie war auch nicht ganz ungefährlich.
„Sind wir weit von der Fernstadt entfernt?“, wollte ich wissen.
Fernstadt war die Stadt in der die Protagonisten lebten. Um der Stadt herum lauerte überall Gefahr.
Wieder lachte Thies. „Ach komm schon, Lisa. Sonst bist du doch nicht so ein Angsthase. Was ist denn bloß mit dir los? Wir sind nicht zum ersten mal hier.“
Er nahm meine Hand, zog mich mit sich und nach einiger Zeit gelangten wir in die Stadt. Sie war noch atemberaubender als im Film.
Überall schlängelten sich kleine Häuser durch die Gassen und überall drängten sich Menschen auf den Straßen. Thies führte mich sicher durch die Gassen.
„Wo wollen wir hin?“, erkundigte ich mich bei ihm.
Fassunglos drehte er sich zu mir um. „Ach komm, das kannst du doch nicht vergessen haben. Heute ist doch dein Lieblingstag.“
Mein Lieblingstag? Was meinte er nur wieder damit? Verständnislos sah ich ihn an.
„Was ist denn bloß los mit dir?“, lachte er erneut und kriegte sich kaum wieder ein. „Du bist ja wie ausgewechselt.“
„Ich glaub ich habe Amnesie“, gab ich zur Antwort.
Thies lachte darauf nur noch mehr. „Du bist witzig. Du weißt doch, dass heute der „Fairy Day“ ist. Die Feen kommen auf den Marktplatz und versammeln sich alljährlich und stellen sich schimmernd zur Show. Klingelt da was bei dir?“
„Ist das gefährlich?“, fragte ich nur.
Jetzt lachte Thies nur noch lauter. „So gefährlich Glitzer und Glanz sein kann. Nun komm schon. Lass uns gehen.“ Und damit zog er mich in Richtung Innenstadt. Zumindest vermutete ich, dass er in die Innenstadt wollte. Ich konnte nichts anderes tun als ihm zu folgen. Thies zog mich einfach mit sich und ich ließ es geschehen.
Er hatte nicht übertrieben. Diese Szene gab es im Film nicht, aber es glitzerte und glänzte überall auf dem Marktplatz. Feen waren überall und flogen wild durch die Gegend. Ich starrte sie fasziniert an.
Doch irgendwann flog eine auf mich zu, zog ihren Zauberstab heraus, murmelte irgendwas, plötzlich drehte sich alles und ich wachte in meinem Bett wieder auf.
Nur ein Traum? War das alles nur ein Traum gewesen? Wenn dann war es ein ziemlich verrückter Traum. Mal im Ernst? Ich in einem Fantasyfilm? Ich sollte besser nicht gestresst ins Kino gehen. Dabei kam offensichtlich nichts gutes heraus. Verwirrt versuchte ich wieder einzuschlafen, diesmal aber bitte traumlos.

Ende

Juhu, endlich fertig. Was sagt ihr dazu?

Schreib mit mir Teil 35/2 Besuch von Anderswo Teil 1

Langsam muss ich mal die Schreibaktionen nachholen. Ich hoffe eine Bloggeschichte schaffe ich diese Woche auch noch. Momentan komme ich irgendwie nicht dazu. Aber erst mal ein weiterer Beitrag zu Schreib mit mir.

Setting:

Dein/e Protagonist/in geht im Regen von der Arbeit nach Hause. Er/sie biegt in eine Gasse und findet einen jungen Mann auf dem Asphalt. Er liegt ohne Schuhe in einer Pfütze. Die Hände hat er von sich gestreckt. Was macht dein/e Protagonist/in jetzt? Geht er/sie einfach weiter oder versucht er/sie zu helfen? Wer ist der Fremde?

Gegenstände:

Hose, Pullover, Regenschirm

Charaktere:

ein/e neugierige/r Freund/in, jemand der deine/n Protagonisten/in beobachtet

Besuch von Anderswo Teil 1

Endlich Feierabend. Heute war ein langer Tag, aber ich war zufrieden. Mein neustes Buch war bereits in der Produktion und es war ein Herzensprojekt von mir. Jetzt ging ich nach Hause. Es regnete in Strömen und ich hielt einen gelben Regenschirm über meinen Kopf. Ich biege in eine Gasse und halte an. Da liegt ein Mann. Auf dem Asphalt. Er hat keine Schuhe an und hat die Arme von sich gestreckt. Sein Pullover liegt neben ihm und sein nackter Oberkörper liegt auf der Straße. Aber immerhin trägt er eine Hose. Er ist dreckig. Was ist mit ihm passiert?
Vorsichtig nähere ich mich ihm. Ich knie mich neben ihn und stupse ihn an. Er rührt sich nicht. Ich bemerke einen Schatten und drehe mich um, aber da ist niemand. Ich schüttele ihn und dann regt er sich. Er schnappt nach Luft und setzt sich ruckartig auf.
„Was ist passiert?“, fragt er ganz verwirrt. Er sieht gut aus. Ungewöhnlich, aber gut. Wieso fällt mir das jetzt auf?
„Ganz ruhig. Ich weiß nicht was mit dir passiert ist. Ich hab dich hier gefunden. Du sahst aus als wärst du tot“, erklärte ich ihm.
„Wo ist er?“, wollte er nun wissen.
„Wer?“, fragte ich verwirrt.
„Ich wurde beobachtet. So viel weiß ich noch“, sagte er.
„Ich habe eben einen Schatten gesehen, aber keine Person“, erzählte ich ihm. Er richtete sich langsam auf und ich half ihm dabei. Jetzt konnte ich seinen Oberkörper erst richtig begutachten. Es gefiel mir, was ich sah. Er griff nach seinem Pullover und zog ihn über. Er war dreckig, aber das machte nichts. Dennoch war ich etwas enttäuscht, weli er ihn jetzt wieder trug.
„Kannst du dich an deinen Namen erinnern?“, fragte ich ihn.
„Matt. Ich heiße Matt“, antwortete er ohne zu zögern.
„Das ist gut, dass du dich einnerst.“ Ich schenkte ihm ein Lächeln. „Ich bin Ricarda.“
„Danke, dass du mich gefunden hast, Ricarda.“ Jetzt schenkte er mir auch ein Lächeln. Auch wenn es eher verwirrt war.
„Gerne. Sollten wir nicht zur Polizei gehen? Solltest du das nicht melden, damit sie herausfinden können, was mit dir passiert ist?“, fragte ich Matt.
„Lieber nicht. Was da bei rum kommen würde weiß ich schon“, wehrte er ab.
Plötzlich löste sich eine Gestalt aus dem Schatten. Sie war ebenfalls männlich und sah Matt ähnlich. Nur dass er größer war und längere Haare hatte als Matt.
„Hey, Mann. Du siehst echt übel aus“, begrüßte er Matt als würden sie sich ewig kennen.
„Wo warst du Nathan. Bist du mal wieder abgehauen als es brenzlig wurde?“, fragte Matt und klang jetzt genervt.
„Wohl kaum. Aber ich hätte dir auch nicht helfen können. Du weißt schon.“ Der Mann namens Nathan warf ihm geheimnisvolle Blicke zu. Es regnete immer noch in Strömen.
„Ich habe keine Ahnung wovon ihr redet“, teilte ich den Männern mit. „Aber es regnet und trockener werden wir so bestimmt nicht.“
„Ich müsste dringend duschen“, stellte Matt trocken fest.
„Ich wohne nicht weit von hier entfernt. Wenn ihr mögt könnt ihr mit mir kommen“, bot ich den beiden an und sie nickten und folgten mir schweigend.
Ich führte sie zu meiner Wohnung, öffnete die Wohnungstür und sie folgten mir ins Innere. Obwohl ich unsicher war ob es nicht zu naiv war zwei erwachsene Männer mit in meine Wohnung zu nehmen, war ich viel zu neugierig um es nicht zu tun. Ich zeigte Matt das Badezimmer und ging dann mit Nathan in die Küche. Ich gab ihn ein Trockentuch damit er sich wenigstens etwas trocken rubbeln konnte. Ich tat das selbe. Besonders mit meinen roten Haaren, auch wenn sie dann in alle Himmelrichtungen abstanden.
Nach Matt duschte Nathan und dann setzten wir uns alle an den Tisch. Der Regen prallte die ganze Zeit gegen das Fenster.
„Ihr scheint zu wissen was los war? Weiht ihr mich ein?“, fragte ich sie geradeheraus. Immerhin hatte ich Matt gefunden. Waren sie mir das nicht schuldig?
„Du würdest mir eh nicht glauben“, versicherte mir Nathan nur.
„Versuch es doch“, forderte ich ihn heraus, sah aber Matt an. Er war derjenige, der auf der Straße gelegen hatte.
Matt seufzte und nickte Nathan zu. Also fing Nathan an zu erzählen:
„Wir sind nicht von hier. Wir sind von einer ganz anderen Welt. Ganz weit weg. Nicht im Weltall sondern parralel zu eurer Erde. Bei uns leben Wesen, die ihr nur als Fabelwesen kennt. Elfen, Heinzelmännchen, Zauberer, Gestaltenwandler, Vampire … All sowas. Manche sind gut und manche eben nicht so gut. Der Angriff auf mich war kein Zufall. Das war ein Vampiroberhaupt“, erzählte er.
Okay, das hörte sich wirklich zu unglaubwürdig an. Doch bevor ich irgenwas sagen konnte, fragte Nathan Matt: „Glaubst du das waren Janni und seine Kumpanen? Sind sie uns bis hierher gefolgt?“
„Nein, ich glaub nicht. Die würden sich nicht dazu herablassen den Bereich der Menschenwelt zu betreten“, überlegte Matt und dachte nach.
„Und wer war es dann?“, wollte Nathan wissen.
„Keine Ahnung.“ Matt zuckte mit den Achseln.
Ich starrte die beiden mit offenen Mund an und als Matt es bemerkte lachte er freudlos.
Er grinste leicht. „Du glaust uns nicht, oder?“
Ich fragte sie nur: „Seid ihr auch Vampire?“
Sie starrten mich beide ungläubig an und ich zuckte nur die Achseln.
„Nein, wir sind keine Vampire“, erzählte Matt mir. „Wir sind Zauberer.“
Und dann konnte ich nicht anders. Ich lachte einfach. Lachte, und lachte und lachte. „Zauberer, ha, ha, ha. Zauberer.“
Sie sahen sich beide ratlos an, doch dann lächelten sie. „Sie glaubt uns wirklich nicht.“
„Könnt ihr es mir beweisen?“, forderte ich.
Sie sahen sich erneut an und nickten dann zustimmend. Und dann zauberten sie lauter leuchtende Sterne aus ihren Händen, die dann zu Rosen wurden. Ich starrte sie nur mit offenen Mund an und die beiden Männer lachten herzhaft.
„Du musst irgendwo unterkommen bis ich herausgefunden hab was eigentlich los ist“, bemerkte Nathan nun.
Beide Männer sahen mich erwartungsvoll an und ich seufzte nur und nickte automatisch. Doch ich hatte keine Ahnung worauf ich mich da eigentlich einließ.

Fortsetzung folgt …

Oh, man. Ich hatte eigentlich nicht vor eine Fortsetzung zu schreiben. Vielleicht kann ich das mit anderen Aktionen verbinden. Aber die Idee hatte zu viel Potential.

Was sagt ihr zu meiner Geschichte?

Schreib mit mir Teil 33 (1)/ Vom Glück und von der Liebe

Und nun widme ich mich mal der Aufgabe, die ich bei Tarlucy entdeckt habe. Eine Geschichte nach Aufgaben. Die Aktion selbst stammt von Jette.

Setting:

Dein/e Protagonist/in lebt in einer Welt in der der Mensch keine Emotionen mehr hat. Emotionen machen als Drogen die Runde besonders unter Leuten in dem Alter deines/r Protagonisten/in. Dein/e Protagonist/in kommt an eine solche Drogen und erfährt sie zum ersten Mal. Welche Emotion ist es? Will er/sie den nächsten „Schuss“? Wird er/sie vielleicht sogar abhängig?

Gegenstände:

Flasche, Papier, Mantel

Leute:

Ein zwielichtiger Dealer mit einem verschmitzten Grinsen

Ein Freund, der es nur gut mein.

Vom Glück und von der Liebe

Ich ging zur Schule, lebte meinen Alltag, bereitete mich auf die Arbeitswelt vor, aber alles ohne Emotionen. Ich war gut in der Schule, aber das ging ziemlich an mir vorbei. Das interessierte mich gerade mal so weit, dass es gut für meinen späteren Studienplatz war. Lustlos ging ich durch die Straßen und plötzlich sah ich ihn: Einen Fremden in meinem Alter. Er musterte mich, nickte vor sich hin und kam auf mich zu. Er reichte mir seine Hand und wollte, dass ich ihn begleite, doch ich fühlte gar nichts.
„Wer bist du?“, fragte ich ihn lustlos und er zuckte zusammen.
„Mein Name ist Liam“, antwortete er. „Hast du Lust einmal in deinem Leben Emotionen zu spüren? Wie ist dein Name?“
„Ich bin Nummer 23.616“, antwortete ich automatisch, denn wir hatten keine Namen. Was war ein Name? Liam. Das klang merkwürdig. Aber das interessierte mich ja auch gar nicht. Es war mir egal.
„Nein, du bist nicht nur irgendeine Nummer. Jeder hat einen Namen. Auch du. Du hast ihn bei deiner Geburt bekommen und zufällig weiß ich, dass er Juna lautet. Die Nummern haben sie euch erst später zusortiert“, erklärte er mir.
„Juna ist mir fremd. Ich kenne keine Juna. Ich bin Nummer 23.616“, wiedersprach ich ihm gleichgültig.
„Komm mit“, sagte er nur und nahm meine Hand. Er zog mich mit sich. „Ich zeige es dir. Ihr habt doch sicher in der Schule mal gelernt, wie es früher war.“
„Früher haben Emotionen unsere Welt verstört“, antwortete ich automatisch. „Deswegen haben wir jetzt keine Emotionen mehr.“
„Das ist so nicht ganz richtig“, wehrte er heftig ab. „Aber das wirst du bald selbst merken. Du musst es sehen, um es zu begreifen.“
Er führte mich in einen Bunker. Hier war alles kalt und leer. Es ging weit die Treppen hinunter, durch einen Gang entlang und durch eine Tür. Alles in mir schrie, dass es verkehrt war, was ich hier tat, aber er ließ mir keine Wahl.
Schließlich gelangten wir in einen farbenfrohen Raum, den ich hier nicht vermutet hätte. Ich sah nur teilnahmslos ein paar Gestalten und Liam wandte sich an einen älteren Herren. Er lächelte so verschmitzt. Das gefiel mir nicht.
„Was darf es heute sein, Liam?“, fragte er meinen neuen Bekannten. Seine Stimme jagte mir Angst ein.
„Die grüne Flasche, bitte“, forderte er.
„Sicher.“ Der Herr trug einen Mantel, der schon sehr zerfezt aussah. Er reichte meinem Begleiter eine grüne durchsichtige Flasche mit grüner Flüssigkeit.
„Hier, trink das“, forderte Liam mich auf.
Wieso sollte ich? Ich kannte weder ihn noch den Herren. Wieso sollte ich ihnen vertrauen. Deswegen fragte ich misstrauisch: „Was ist das?“
„Eine Droge, die dir Zeigt was Emotionen sind“, erklärte Liam mir.
„Was für eine Emotion soll das sein?“, wollte ich misstrauisch wissen.
„Finde es selbst heraus“, sagte er nur.
Also trank ich doch einen kleinen Schluck davon. Ich war einfach zu neugierig. Zunächst passierte gar nichts, doch dann … Ich lächelte plötzlich. Ich hatte noch nie gelächelt. Ich fühlte mich … Ich wusste es nicht in Worte zu verfassen … doch dann kam das Wort wie allein. Es war Glück. Pures Glück. Ich war glücklich. Glücklich über die Anwesenheit der Menschen um mich herum, glücklich, weil ich Glück fühlen konnte, glücklich, weil Liam mir gezeigt hatte, was Glück war. Und dann lachte und lachte und lachte ich. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Es war wirklich wie eine Droge. Als Liam mich so sah lächelte er.
„Nimm jeden Abend einen Schluck vom Glück und das eine Woche lang. Nach einer Woche brauchst du es nicht mehr. Dann weißt du, was Glück ist“, riet der Herr mir.
Ich nickte benommen und versprach zu tun, was er verlangte. Ich wollte immerhin weiterhin Glück spüren.
„Du solltest dir deine erste Emotion auf einem Zettel notieren, damit du niemals vergisst, welche deine erste war“, riet Liam mir und reichte mir auch sofort ein Blatt Papier. Ich nickte immer noch benommen und schrieb die Emotion auf den Zettel.
„Danke, vielen Dank“, stammelte ich voller Glück.
„Nächste Woche hole ich dich wieder ab“, teilte Liam mir nickend mit. „Dann probierst du die nächste Emotion aus. Du musst aber wissen, dass nicht alle Emotionen gut sind. Es gibt auch, welche, womit du dich nicht gut fühlst.“
Ängstlich sah ich zwischen den Männern hin und her. „Muss ich alle Emotionen schlucken?“
„Wenn du so werden willst wie die Menschen früher, ja. Dann gehörst du zu den Auserwählten, den Rebellen. Ihr werdet die Welt wieder zu dem machen, was sie einmal war. Aber wir werden dir die Emotionen nach und nach verabreichen. Damit du dich dran gewöhnen kannst. Und wenn die weniger guten Emotionen an die Reihe kommen werden wir dir helfen damit zurecht zu kommen“, beruhigte der Herr mich.
Ich nickte nur und lächelte. Ich war bereit dazu. Schon jetzt fühlte ich mich viel besser. Und mir war nicht mehr alles so egal. Glück war eine wunderbare Emotion.

Nach und nach wurden mir die Emotionen eingeführt. Jeweils in Flaschen. Das nächste War Gelassenheit. Eine hellgelbe Flüssigkeit. Dann hellgrün für Akzeptanz, gelb für Vertrauen, Orange für Interesse. Diese Emotionen gaben mir das Gefühl Teil der Gesellschaft zu sein. Nachdem ich die Emotionen bekommen hatte, unterhielt ich mich stundenlang mit Liam. Er hörte mir zu und verstand mich. Früher hatte ich nicht gewusst, was Verstädnis war oder Vertrauen. Ich vertraute Liam.
Aber dann kamen die negativen Emotionen. Dunkelgrün für Angst, dunkelblau für Traurigkeit. Es war eines meiner emotionles Erlebnis als ich zum ersten mal weinte. Lila für Ekel, helllila für Langeweile, schwarz für Hass.
Diese negativen Emotionen machten mir Angst, aber Liam hilf mir dabei das durchzustehen. Mit diesen Emotionen klar zu kommen. Ich freundete mich mit ihm an. Ich mochte ihn, aber da war noch mehr, was ich nicht benennen konnte. Noch nicht. Denn eine Emotion fehlte noch. Eine sehr wichtige. Liebe nannte Liam sie. Ich schluckte sie zuletzt. Eine rötlich schimmernde Flüssigkeit und dieses Gefühl war so überwältigend, dass ich gleich weinen musste. Nicht aus Traurigkeit sondern vor Glück. So verstand ich, dass man auch vor Glück weinen konnte. Endlich konnte ich Liebe verspüren und endlich konnte ich verstehen, wieso ich in all den Wochen der verschiedenen Emotionsgefühlen nie verstehen konnte, was ich für Liam fühlte. Ich hatte mich in ihn verliebt.

Ich brauchte einige Zeit um mich an diese Gefühle zu gewöhnen. An alle Gefühle, die es gab. Sie waren so überwältigend und vielfältig. Besonders Liebe war eine riesengroße Emotion, die sehr fremd für mich war. Meine Liebe zu Liam. Ich sagte nichts zu ihm, aber das brauchte ich auch nicht. Er wusste es und er lächelte immerzu. Er war glücklich. Das wusste ich jetzt. Mein Herz hatte noch nie so laut geklopft, wie wenn Liam in der Nähe war.

Er erzählte mir von unserer Geschichte. Der wahren Geschichte wieso wir nicht mehr gefühlt hatten. Es war, weil die Gründer unserer Welt nach dem Krieg Angst vor Gefühlen hatten. Nicht der Krieg selbst. Das war der Auslöser. Doch wir wollten die Welt verändern. Liam und ich und der Mann in dem zerfetzten Mantel. Wir würden es schaffen. Zusammen. Jeden Abend nahm ich den Zettel mit meiner ersten Emotion in der Hand. Glück. Ich erinnerte mich daran. Liam erinnerte mich immer wieder erneut daran, was es hieß glücklich zu sein. Liam war mein Glück.

Ende

Das ist jetzt etwas lang geworden, aber ich wollte eine Fortsetzung vermeiden. Was sagt ihr zu der Geschichte?