Ideenbild 2: Oktober 2016: Der Prinz in der Blume

Das Ideenbild vom Oktober ist nicht ganz so leicht, weil es nicht so viel hergibt. Mal sehen, was sich daraus machen lässt.

2016 Oktober Ideenbild

Von Blumen und Prinzen

Mitten im herbstlichen Wald fand ich einen Strauß mit weißen Rosen und Vergissmeinicht zwischendrin. Er war verwelkt und lag wohl schon länger hier. Ich hob ihn auf und betrachtete ihn argwöhnisch. Was hatte der hier zu suchen? Ich betrachtete ihn von allen Seiten und entdeckte ein kleines rosafarbendes Tier da drin. So ein Tier hatte ich noch nie gesehen. Es war wirklich winzig und wirkte nur wie ein kleiner Punkt, ein Stecknadelkopf vielleicht. Doch es bewegte sich und zischte.

Und dann öffnete sich das Tier und formte eine wunderschöne orangene Blume. Das verwelkte fiel zu Boden und die Herbstblume blieb in meiner Hand. Das seltsame war, dass die Blume ein Gesicht hatte und mich anlächelte und dann auch noch mit mir sprach.

„Hallo“, sagte es. „Wenn du mich streichelst, verspreche ich dir einen Wunsch zu erfüllen.“

Das allein war schon seltsam genug. Solche Blumen gab es doch gar nicht. Aber ich hatte definitiv eine in meiner Hand. Eigentlich glaubte ich es nicht, aber ich streichelte die Blume trotzdem und wünschte mir, dass ich die Geheimnisse dieser Blume kennen würde.

Die Blume strahlte mich bei dem Wunsch an und verwandelte sich urplötzlich in einen buchstäblich orangebraunen Mann. Er trug die seltsamste Kleidung, die ich je gesehen hatte. Eine Mischung aus Ästen und Blättern. Sein Haar war wild und braun und von bunten Blättern verziert.

„Vielen Dank dafür. Ihr Wunsch hat mich sehr gefreut. Natürlich erzähle ich ihnen wieso sie mich als Blume in der Hand hatten dekoriert mit einem normalen verwelkten Blumenstrauß. Ich wurde verflucht von einer bösen Hexe, die einen Groll gegen mich hegte.

Nur wenige Menschen kommen überhaupt in den Wald und noch weniger Menschen achten auf einen verwelkten Blumenstrauß. Sie taten es. Dafür danke ich ihnen, denn ohne Sie hätte ich hier vielleicht noch 100 Jahre festgesessen.

Ich bekam alles um mich rum mit was so passierte, aber es passierte nicht viel mehr, als dass ein paar Kinder auf mich drauftrampelten oder irgendwelche riesigen Menschen. Das ist kein schönes Gefühl, kann ich Ihnen sagen.

Jedenfalls sollte ich zum Fluch zurückkommen. Nur wer mich wirklich aufhebt und streichelt wird die wahre Schönheit der Blume erkennen und nur wer sie mehr beachtet als nur flüchtig, kann den Fluch beheben.

Etwa dreizig Jahre hing ich hier fest und erst jetzt bin ich erlöst. Ich bin ihnen zu großen Dank verpflichtet. Natürlich dürfen Sie sich noch etwas anderes wünschen. Ihren ersten Wunsch hätte ich ihnen sowieso erzählt. Das war ich Ihnen schuldig.“

„Wer sind Sie?“, fragte ich nur verwirrt statt auf irgendetwas von dem zu antworten was er gesagt hatte.

„Oh, natürlich. Ich bin Jan, der Herbstprinz vom Blätterschloss und Fine wird begeistert sein zu hören, dass es mir gut geht“, stellte er sich vor.

„Ähm …“ Was ich dazu sagen sollte wusste ich nicht.

„Solche Reaktionen bin ich gewohnt. Aber es ist wirklich wahr was ich sage“, beteuerte er mir.

Doch ich sah, dass das was mir passiert war, nicht alltäglich war. Es grenzte an Magie und wie konnte ich ihm da nicht glauben, dass es nicht auch irgendwo ein Land gibt, den der Herbst bestimmt?

„Also, wie lautet dein Wunsch? Wählen Sie gut. Sie haben nur einen?“, fragte er erneut.

„Darf ich das Herbstland sehen? Ich möchte mir mit eigenen Augen ein Bild davon machen“, bat ich ihn hoffnungsvoll. Ich war neugierig geworden.

„Also gut. Wieso nicht? Immerhin bin ich Ihnen mein Leben schuldig und kann dank ihnen, die wiedersehen, die ich liebe. Seien Sie sich aber bewusst, dass es selten ist, dass jemand Aussenstehenden unser Herbstland gezeigt wird.“ Er sah sehnsüchtig in die Ferne als könnte er es kaum erwarten es wieder zu sehen.

„Aber das ist schon passiert?“, fragte ich.

„Oh, ja. Das ist es. Ich erinnere mich gern daran zurück“, sagte er unbestimmt und dann nahm er meine Hand und führte mich in eine Welt voller herbstlichen Farben. Von der goldenen Abensonne bis hin zu den bunten Blättern oder dem herbstlichen Nebel war alles mit dabei. Es war traumhaft schön. Aber ich sollte noch mehr staunen und noch mehr sehen. Das Herbstland war wirklich wunderschön und Jan passte sich einfach der Umgebung an. Wurde eins mit den Blättern, eins mit dem Wald und eins mit dem Herbst. Er blühte wieder auf.

Kleine Anmerkung von mir:

So, hier höre ich mal auf, sonst wird es noch länger. Hab mich mal wieder langgeschrieben. Die Idee zu der Geschichte existierte mehr oder weniger schon. Ich schrieb letzten Herbst schon mal über den Herbstmenschen Jan. Ein bisschen passt dieses Verwelken und neu geboren auch zu meinem Herbstmenschen vom Letzten Jahr, denn das les ich gerade noch mal nach bevor ich mich vielleicht mal wieder daran begebe und hab gerade etwas ähnliches gelesen. Meinen Herbstmenschen gibts bei mir auf dem Blog auch nachzulesen. Vielleicht schreib ich ja dieses Jahr weiter. Hätte schon Lust dazu.

Anfangs wusste ich nur, dass es herbstlich sein sollte und magisch. Dass es mit meinem Herbstmenschen zu tun hatte wusste ich noch nicht. Aber parrallel zu diesem Schreiben las ich Absätze vom alten Herbstmenschen und da kam mir diese Idee. Letzendlich hat diese Geschichte nicht mehr so viel mit dem Ideenbild zu tun, aber es fing halt alles damit an.

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Vielleicht kommt ja demnächst wieder mehr vom Herbstmenschen.

8 Gedanken zu “Ideenbild 2: Oktober 2016: Der Prinz in der Blume

  1. Toll. So etwas wollte ich mit den Bildern erreichen, dass die Gedanken anfangen in alle Richtungen zu fließen 🙂

    Schön, dass dir was eingefallen ist, obwohl du erst dachtest, dass das Bild nicht viel hergibt. Wenn du ein Bild hast, dass du als Inspiration zur Verfügung stellen möchtest, immer her damit 😉
    LG Lexa

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    • Huhu,

      ja stimmt. Ich musste halt nur erst mal ins Schreiben reinkommen. Schön, dass es dir gefällt. Wegen den Bildern überleg ich mir noch mal was.

      LG Corly

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