Hach, schon wieder ist eine neue Geschichte dazu gekommen. Jetzt muss ich wieder reium schreiben. Erst mal ist Island jetzt wieder an der Reihe.
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Weihnachten in Island bei Tim und Elida (Teil 10)
27.12.
Das Haus war genauso gemütlich eingerichtet wie das von Tim und Elida. Ich fühlte mich sofort wohl darin. Wir zogen unsere dicken Wintersachen aus und gingen dann ins Wohnzimmer. Mein Blick fiel sofort auf den gemütlichen Sessel am Kamin.
„Möchtest du was trinken?“, fragte er mich und musterte mich. Mir wurde wohlig warm bei seinen Blicken.
„Ja gerne“, nickte ich nur.
„Und was möchtest du trinken?“, hakte er nach.
Ich ließ mich in den grünen Sessel fallen und wusste, dass er mich hier nicht mehr rausbekommen würde solange ich bei ihm war.
„Überrasch mich“, grinste ich ihn schelmisch an.
Er wirkte verunsichert, machte sich aber auf den Weg in die Küche. Fast bereute ich meine spontane Idee. Ihm war offensichtlich unwohl dabei. Dennoch blieb ich sitzen. Ich war gespannt, was er mir andrehen wollte.
Als er wiederkam überreichte er mir eine Tasse mit einer ziemlich brauen Flüssigkeit drin. Er zog sich einen zweiten Sessel zu meinem – ebenfalls grün – und ließ sich mit seiner Tasse in der Hand in den Sessel neben mir fallen.
„Was ist das?“, erkundigte ich mich bei ihm.
„Lass dich überraschen“, sagte er nur mit einem fiesen Grinsen. Okay, das hatte ich wohl nicht anders verdient. Also probierte ich und probierte und probierte und leerte die Tasse ziemlich schnell aus. Das Zeug war super lecker. Irgendwas mit Kakao.
„Was ist das?“, wollte ich erneut wissen.
„Geheimrezept von meiner Oma. Wird nicht verraten“, grinste er. Ich ließ ihm seinen Spaß.
„Es schmeckt auf jeden Fall himmlisch“, versicherte ich ihm, was ihn freute.
Als er ebenfalls ausgetrunken hatte, holte er uns Nachschub.
„Also, deutsches Mädchen“, sagte Ryk auf einmal. „Wann reist du wieder ab?“
„Willst du mich loswerden, oder was?“, scherzte ich.
„Nein, ich will drauf vorbereitet sein“, antwortete er.
„Hatten wir das Thema nicht schon mal?“, fragte ich nur seufzend.
„Ich weiß. Tut mir leid.“ Er wirkte ziemlich zerknirscht.
„Hey, ich will doch auch nicht weg, aber die Schule beginnt im Januar wieder.“ Ich legte ihm sanft meine Hand auf seinen Arm. Er zuckte leicht zusammen.
„Lass uns die verbliebene Zeit einfach genießen, okay?“, schlug er dann vor. „Was möchtest du machen?“
„Einfach nur reden?“, schlug ich vor.
Er nickte nur. Und so unterhielten wir uns über alles mögliche. Er erzählte mir von seinen Hobbies und seinen Träumen. Er schnitzte gerne Figuren und hätte gerne ein eigenes Geschäft damit. Aber ihm gingen verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf. Die meisten fielen aber weg wegen seinen Großeltern. Ich erzählte ihm von meinen Leben in Deutschland, meinen Freunden und meinen Freizeitbeschäftigungen. Wir lachten viel. Ryk war so toll. In Deutschland kannte ich Niemanden, der mit ihm zu vergleichen war.
Und dann küssten wir uns plötzlich. Einfach so. Ohne dass wir uns dessen bewusst waren. Wir beugten uns zueinander, er nahm mein Gesicht in seine Hände und er gab mir den zärtlichsten Kuss, den mir jemals jemand gegeben hatte. Ich spürte seine Lippen noch lange danach auf meinen. Danach legte er Decken vor den Kamin und Kissen und wir machten es uns da nebeneinander gemütlich und lagen uns in den Armen. Spätestens jetzt wollte ich nie mehr von ihm getrennt sein. Der Abschied würde mir so schwer fallen. Er hatte sich einfach so in mein Herz geschlichen.
„Ach Ryk“, seufzte ich und hielt ihn nur ganz fest.
„Nicht. Denk einfach nicht dran“, riet er mir. „Der heutige Tag gehört nur uns.“
„Du hast Recht“, stimmte ich ihm zu und wir küssten uns wieder.
Es wurde ein wunderschöner Nachmittag, den ich niemals vergessen würde. Ryk war so sanft und lieb. Am liebsten würde ich ihn für immer behalten, aber ich wusste, dass das nicht ging. Ich müsste ihn loslassen, sobald ich im Flugzeug nach Hause saß.
Ich schaltete diese Gedanken für diesen Nachmittag ab. Ryk hatte Recht. Dieser Nachmittag sollte allein uns gehören.
Viel zu bald war der Nachmittag vorbei und Tim holte mich ab. Ich verabschiedete mich mit einer Umarmung von Ryk und versprach ihm morgen wieder zu komme. Er lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Als ich im Auto saß, sah Tim mich nachdenklich an.
„Bist du sicher, dass es gut ist, wenn du ihn wieder siehst?“, fragte Tim mich unsicher.
„Tim!“, sagte ich nur warnend. „Ich möchte ihn gern wieder sehen.“
„Schon gut, aber du hast dich doch jetzt schon verliebt. Du wirst wieder abreisen müssen“, erinnerte er mich nur.
„Das wissen wir, aber wir wollen wenigstens die weinige Zeit miteinander genießen, die wir haben“, sagte ich. „Bitte, Onkel Tim.“
„Na, schön. Aber ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt“, brummte Tim. Ich lächelte. Tim gab mir immer nach. Was für ein Glück.
Am Abend saß ich gedankenverloren auf dem Sofa des Wohnzimmers. Tim war früh zu Bett gegangen. Er wollte morgen einiges am Haus machen. Elida setzte sich zu mir.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie.
„Ja, ich frag mich nur, ob Tim recht hat“, überlegte ich.
„Tim hat schon öfter recht. Die Frage ist nur womit“, erwiderte Elida.
„Ist es dumm sich in Ryk zu verlieben?“, fragte ich.
Elida legte einen Arm um mich: „Ach, Herzchen, es ist niemals dumm sich zu verlieben.“
„Aber Ryk und ich werden keine Zukunft haben, oder?“, fragte ich nun.
„Wer weiß das schon? Bei euch Deutschen gibts doch dieses Stichwort: Viele Wege führen nach Rom. Lass es einfach auf dich zukommen. Genieß die restliche Zeit mit ihm. Ihr werdet sehen, was raus wird. Vielleicht seid ihr am Ende ja beide überrascht.“
„Ja, vielleicht hast du Recht. Du, ich geh ins Bett. Ich bin ziemlich erledigt“, verabschiedete ich mich dann bei ihr.
„Okay, gute Nacht, Liebes. Mach dir nicht zu viele Gedanken.“
„Nacht.“ Und dann ging ich nach oben, kuschelte mich in mein Bett ein und dachte an Ryk. Die Frage war ja eigentlich eher: War er es wert? War er es wert, dass ich mein Herz an ihn verschenkte. Und mit der Antwort in meinem Kopf schlief ich lächelnd ein. Denn natürlich kannte ich die Antwort seit Anfang an. Er war es Wert. Zu hundert Prozent. Ich wollte das und irgendwie würde es schon funktionieren.
Forsetzung folgt
Ein weiterer Islandteil ist vorbei. Janas Reise ist bald zu Ende. Wie fandet ihr diesen Teil hier?